Tausende demonstrierten in Kairo gegen den Militärrat. Die Armee setzte Wasserwerfer und Tränengas ein, von beiden Seiten flogen Steine.
Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften ist in Kairo nach Berichten arabischer Medien mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Fast 400 Menschen seien verletzt worden, berichtete der Nachrichtensender Al-Jazeera unter Berufung auf Angaben des ägyptischen Gesundheitsministeriums. Der Sender Al-Arabiya berichtete unter Berufung auf Krankenhausmitarbeiter von zwei Todesopfern, die durch Schüsse um Leben gekommen seien. In Kairo und in Alexandria hatten im Lauf des Tages Tausende gegen die Machtausübung durch das Militär demonstriert.
Zu den Unruhen war es am Freitag gekommen, als die Armee mit Unterstützung der Polizei eine Demonstration gegen die herrschenden Militärs vor dem Verteidigungsministerium in Kairo auflösen wollte. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer ein. Nach Angaben von Augenzeugen flogen von beiden Seiten Steine. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, 170 Verdächtige seien festgenommen worden.
Ausgangssperre verhängt
Am Abend verhängte der regierende Militärrat unter Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi eine nächtliche Ausgangssperre über die Gegend um das Verteidigungsministerium. In dem Viertel war es diese Woche bereits zu blutigen Straßenschlachten zwischen Demonstranten und Schlägertrupps gekommen, bei denen nach offiziellen Angaben neun Menschen getötet wurden.
Der Protest der Demonstranten richtete sich gegen den Obersten Militärrat, der nach dem Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak im Februar 2011 die Macht übernommen hatte. Auch auf dem zentralen Tahrir-Platz fand am Freitag eine Demonstration gegen das Militär und gegen die von ihm eingesetzte Übergangsregierung statt, die aber friedlich blieb.
Rasche Machtübergabe gefordert
Tausende Aktivisten und Parteimitglieder aus verschiedenen politischen Lagern hatten zu der Kundgebung aufgerufen. Sie forderten eine rasche Machtübergabe der Militärs an eine zivile Regierung und die Entlassung von Ministerpräsident Kamal al-Ganzouri (Gansuri). Auch die Muslimbrüder, die im ägyptischen Parlament die größte Fraktion bilden, beteiligten sich an dem Protest. Anders als bei früheren Demonstrationen übertrug das staatliche Fernsehen Live-Bilder von den Ausschreitungen im Abbassiya-Viertel.
Die Ägypter sollen am 23. Mai einen Präsidenten wählen. Der Militärrat hat versprochen, nach der Präsidentenwahl die Macht abzugeben.
(Ag.)