Der WikiLeaks-Chef fürchtet, von Schweden weiter an USA ausgeliefert zu werden. Die US-Behörden suchen seit zwei Jahren nach einem Weg, den Australier gerichtlich zu belangen.
London/Sydney/Apa/Dpa. Tagelang war gerätselt worden, was Julian Assange bewogen hat, in die ecuadorianische Botschaft in London zu fliehen und um Asyl anzusuchen. Nun gab der Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks in einem Interview selbst die Antwort: Er habe vor allem Aufmerksamkeit erregen wollen, sagte er dem australischen Sender ABC. Ecuador sei ihm gegenüber seit Langem wohlwollend eingestellt. Wann über den Asylantrag entschieden wird, wisse er aber nicht.
Gegen Assange liegen ein internationaler Haftbefehl und ein Auslieferungsantrag Schwedens vor. Dort werden ihm sexuelle Nötigung und Vergewaltigung vorgeworfen. Assange wollte die Auslieferung juristisch bekämpfen, scheiterte aber im Mai vor dem Obersten Gerichtshof. Assange fürchtet, von Schweden weiter an die USA ausgeliefert zu werden. Die US-Behörden suchen seit zwei Jahren nach einem Weg, den Australier gerichtlich zu belangen, der auf WikiLeaks hunderttausende Geheimdokumente aus dem State Department und dem Pentagon veröffentlichte.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2012)