Warum zog es Saddams Neffen nach Österreich?

(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
  • Drucken

Ein Verwandter des irakischen Ex-Diktators stellte in Traiskirchen einen Asylantrag. Warum aber ist N. ausgerechnet nach Österreich gekommen?

Wien. Als die Beamten die Fingerabdrücke des Mannes mit der irakischen Personenfahndung verglichen, hatten sie Gewissheit. Der Mann, den Polizisten am Donnerstag auf dem Bahnhof Traiskirchen bei einer Zivilfahndung aufgegriffen hatten, war tatsächlich der Neffe des getöteten irakischen Diktators Saddam Hussein.

Bashar N. ist 42 Jahre alt und wird seit 2006 im Irak wegen der „Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation“ gesucht. Er hat nun in Österreich einen Asylantrag gestellt; nach Informationen des Innenministeriums hat er als Fluchtgrund die „Verfolgung im Irak“ angegeben. Die Behörden überprüfen nun zunächst die Details von N.s Einreise. Wenn der Iraker tatsächlich – wie er selbst angibt – mit einem falschen Pass auf dem Luftweg von Istanbul nach Wien eingereist ist, ist die formale Zuständigkeit Österreichs für das Asylverfahren gegeben.

Warum aber ist N. ausgerechnet nach Österreich gekommen? Eine klare Antwort auf diese Frage steht noch aus. Manche Austro-Iraker vermuten, N. könnte hier über Kontakte zu einstigen Vertretern des irakischen Regimes verfügen. In Österreich sollen sich einige Anhänger des gestürzten Baath-Regimes aufhalten. Diese würden Österreich als kleines neutrales Land wahrnehmen, das sich als Aufenthaltsort besser eigne als etwa ein Nato-Mitgliedstaat, heißt es.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.