Hofburg-Duell: "Kardinal Schönborn ausweisen?"

Die Hofburg-Kandidaten Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer.
Die Hofburg-Kandidaten Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer.(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Mit Video Raue Töne bei der Konfrontation zwischen Hofer und Van der Bellen. Von „Angstmache“ bis zum Islam in Österreich.

Graz/Wien. Eines war rasch klar, am Freitagabend in Graz: Sympathien gibt es zwischen den Hofburgkandidaten Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen nicht einmal ansatzweise – sieht man von rhetorischen Einladungen zum Kaffeetrinken nach der Amtsübernahme ab. „Ich lade Sie gerne am 9. Juli in die Hofburg auf einen Kaffee ein“, sagte der frühere Grünen-Chef. „Ich habe aber nicht vor, Sie als Kabinettsdirektor zu beschäftigen“, erwiderte der FPÖ-Kandidat.

Der Ton war rau bei dem einzigen Schlagabtausch der Kandidaten außerhalb Wiens neun Tage vor der Stichwahl, zu dem die Bundesländerzeitungen und die „Presse“ geladen hatten. Während Hofer seinem Konkurrenten „Unehrlichkeit“ vorwarf („Wenn die Grünen mit Heimat Werbung machen ist das, als würde ich sagen: Drogenfreigabe für alle.“) packte Van der Bellen das Posting eines FPÖ-Lokalpolitikers aus. Dieser hatte gefordert, ihn und alle jene, die die Flüchtlinge willkommen geheißen hatten, auszuweisen. „Alle ausweisen? Vom Kardinal Schönborn abwärts? Das nenne ich das Gegenteil des Heimatbegriffs, der mir vorschwebt.“

„Wie ein Elefant in Europa“

Die Rochaden in der SPÖ sah Van der Bellen mit Anspielung auf Ex-Kanzler Franz Vranitzky vorsichtig positiv („Wir sind in bestimmten Perioden gut gefahren mit Leuten aus der Wirtschaft. Hoffen wir einmal, dass es diesmal ähnlich sein wird“). Hofer zeigte sich skeptisch. Und dass kolportiert wird, dass die Wiener SPÖ-Politikerin Sonja Wehsely für einen Ministerjob infrage komme, mache ihm Sorgen („Es ist nicht sicher, inwieweit sie in den Skandal um islamistische Kindergärten in Wien verwickelt ist“).

Dass das Ansehen Österreichs leiden könnte, falls es einen freiheitlichen Bundespräsidenten gibt, kritisierte Hofer als „Angstmache“. Er werde beweisen, dass er besonnen und überparteilich agiere. Van der Bellen erneuerte dagegen seine Warnungen – obwohl auch er nicht mit EU-Sanktionen rechnet: „Wenn jemand einen Parteichef hat, der wie ein Elefant im europäischen Porzellanladen herumgeistert, wird es schwierig.“

Während Hofer auf eine Volksabstimmung zu TTIP pochte, sagte Van der Bellen, dem bisweilen eine unklare Haltung zu dem Freihandelsabkommen vorgeworfen wird: In der aktuellen Form würde er dieses nicht unterschreiben. „Aber jeder, der lacht, wenn man von den Vorzügen des Freihandels grundsätzlich spricht, hat von Wirtschaftspolitik nichts verstanden.“

„Ich schätze einzelnen Muslim“

Auf die Frage eines jungen Muslims aus dem Publikum, warum er denn Hofer wählen sollte, antwortete dieser: Wenn der junge Mann der Meinung sei, dass die FPÖ gegen den Islam hetze, solle er sie nicht wählen. Und weiter: „Ich könnte Ihnen jetzt das Blaue vom Himmel erzählen. Ich schätze den einzelnen Muslim. Aber ich bin nicht der Meinung, dass der Islam ein Teil von Österreich ist.“ (beba)

Der Livestream zum Nachsehen:

Auf einen Blick

Zur Konfrontation der Kandidaten für die Hofburgwahl im Wahlstudio lud am Freitagabend „Die Presse“ gemeinsam mit den Bundesländerzeitungen „Kleine Zeitung“, „Oberösterreichische Nachrichten“, „Salzburger Nachrichten“, „Tiroler Tageszeitung“ und „Vorarlberger Nachrichten“. Das Duell zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer ist der einzige Schlagabtausch der beiden Kandidaten außerhalb Wiens.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2016)


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