Minister Darabos sieht "Gräuelpropaganda" der Wehrpflichtbefürworter widerlegt.
Wien/Maf. Es ist eines der am meisten umstrittenen Themen bei der Diskussion um ein Berufsheer: Wird es gelingen, genügend ausreichend qualifizierte Bewerber zu finden, die freiwillig zum Heer wollen? 2550 Bewerber müsste es laut Berechnungen des Ministeriums jährlich geben, 400 für Berufssoldaten, 1300 für Zeitsoldaten und 850 für die Profi-Miliz.
Verteidigungsminister Norbert Darabos hat am Donnerstag eine Ifes-Studie vorgestellt, laut der es kein Problem wäre, ein Berufsheer ausreichend stark aufzustellen. Demnach könnten sich rund eine halbe Million Personen aus der Gruppe der 16- bis 30-Jährigen prinzipiell vorstellen, für einige Jahre als Berufssoldaten zu arbeiten. 84.000 von ihnen sieht die Ifes-Studie als „High Potentials“, also als Personen, die auch die notwendigen Eigenschaften und Einstellungen für den Beruf mitbringen würden. In dieser Gruppe könne man anwerben, sie umfasse das 32-fache des Bedarfs.
Laut Ifes-Geschäftsführerin Imma Palme sind die „High Potentials“ – 64.000 davon sind Männer, 20.000 Frauen – keineswegs die sozial Schwachen und psychisch Instabilen. Die Männer würden dem durchschnittlichen Österreicher entsprechen, die Frauen seien sogar überdurchschnittlich gut gebildet: Sie würden beim Heer eine Chance für eine Karriere erblicken, die sie sonst nicht sehen.
Für Darabos ist mit dieser Studie die „Gräuelpropaganda“ der Berufsheergegner widerlegt, wonach sich nur sozial Benachteiligte, Kriminelle und Rambos für ein Berufsheer melden würden. „Das Argument der Gegner fällt weg“, so der Minister. Er setzt auch auf spezielle Anreize für Zeitsoldaten, die sich für einige Jahre melden: Diese sollen danach bevorzugt im öffentlichen Dienst, etwa bei der Polizei, aufgenommen werden. Nach der Volksbefragung am 20. Jänner will Darabos darüber mit der Innenministerin verhandeln.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2012)