Katholischer Verlag verteidigt „Shades of Grey“-Boykott

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Die deutsche Weltbild-Verlagsgruppe wolle eine „kritische Auseinandersetzung“ mit dem Sadomaso-Bestseller „Shades of Grey“ fördern. Das Buch werde im Internetshop geführt, in den Filialen liegt es nicht aus.

Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der katholischen Verlagsgruppe Weltbild, Prälat Michael Fuchs, hat das Vorgehen des Verlags im Falle des Sadomaso-Bestsellers „Shades of Grey – Geheimes Verlangen“ verteidigt. Das Unternehmen, in Deutschland einer der Buchhandelsmarktführer, wolle eine „kritische Auseinandersetzung“ mit dem Roman der britischen Autorin E. L. James, sagte Fuchs der in Würzburg erscheinenden katholischen „Tagespost“  am Dienstag. Das Buch werde zwar im Internetshop geführt, neu aber seien die kritische Einordnung und Stellungnahmen dazu. In den Filialen liege das Werk hingegen nicht aus, im Katalog komme es ebenfalls nicht vor, unterstrich der Regensburger Prälat. Auch könnten die weiteren Bände nicht vorbestellt werden.

„Ich wundere mich, dass es keinen gesellschaftlichen Aufschrei gibt, wenn ein solches Buch und die ganze Trilogie alle Verkaufsrekorde bricht“, kommentierte Fuchs. Der Regensburger Prälat rechtfertigte zudem die Entscheidung von Weltbild, „das sogenannte Aufklärungsbuch ,Make Love‘ nicht zu verkaufen, da es Abtreibung verharmlost. Dies hat Weltbild bereits massive Vorwürfe eingebracht – bis hin zum unsinnigen Vorwurf der Zensur. Aber diese klare Positionierung lohnt sich für das Profil.“ Klar sei, dass es um ein Abwägen gehe, so Fuchs weiter: „In einigen Fällen wird man Kompromisse finden müssen, die nicht immer allen gefallen. Die völlig weiße Weste gibt es auch hier nicht.“

Kontroversen wegen „Sexbüchern“

In letzter Zeit seien in dem Unternehmen intensiv weitere Möglichkeiten erörtert und genutzt worden, christliche Literatur zu fördern, betonte Fuchs. Darunter seien Bücher über das Gebet, über Papst Benedikt XVI. oder Erziehungsfragen. Auch verschiedene Filter seien verbessert worden. Diese Schritte gelte es nun zu verstetigen, doch bleibe das eine Daueraufgabe.

Weltbild gehört zwölf deutschen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Katholischen Soldatenseelsorge Berlin. Die Eigentümer haben jüngst beschlossen, ihre Anteile in eine kirchliche Stiftung öffentlichen Rechts zu überführen. Damit wurde ein Verkaufsbeschluss zurückgenommen, der nach öffentlichen Debatten und kontroversen Schlagzeilen vor einem halben Jahr gefällt wurde, als das Sortiment wegen seiner Inhalte kritisiert wurde, nachdem bereits 2008 eine katholische Initiative das Weltbild-Angebot an „Sexbüchern, gewaltverherrlichenden, esoterischen, magischen und satanischen Schriften“ anprangerte.  APA/hub

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