"Die neue Mittelklasse macht die Wasserversorgung leistbar"

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Symbolbild(c) Erwin Wodicka
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Ein Schwede steht an der Spitze der Wabag-Zentrale in Wien und ist für die Geschäfte in Europa, Afrika und im Mittleren Osten verantwortlich. 2011 war wegen des Arabischen Frühlings ein schwieriges Jahr. Die Zukunft sieht Erik Gothlin aber rosig.

Wien. Erik Gothlin, der schwedische Konzernvorstand der Wabag, blickt gelassen in die Zukunft. Drei wichtige Wachstumstreiber sind seiner Meinung nach dafür verantwortlich. Da wäre zunächst einmal das Bevölkerungswachstum. Damit steige auch der Bedarf an sauberem Wasser. Außerdem führe die zunehmende Urbanisierung zum Entstehen einer neuen Mittelklasse. „Die ist ein Garant dafür, dass eine gute Wasserversorgung für immer mehr Länder und Regionen leistbar wird“, sagt Gothlin.

Als zweiten Wachstumstreiber nennt er Innovation. Für die Wabag sei es ganz essenziell, mit den neuesten technologischen Entwicklungen Schritt zu halten und selbst neue Technologien zu entwickeln. Die Wabag hat seit 1924, als Max Reder die Wabag Wasserfilter-Bau in Breslau gründete, 120 Patente angemeldet. Drittens, so Gothlin, würden sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen positiv aufs Geschäft auswirken: So haben sich wegen der EU-Auflagen zur Wasseraufbereitung viele Aufträge in den neuen EU-Ländern ergeben, um die dortigen Anlagen auf den letzten Stand zu bringen. Zum Beispiel in Rumänien, wo 2007 die Trinkwasseranlage in Chirita modernisiert wurde.

Schwieriges Jahr durchgetaucht

Seit 1999, als die Wabag in ihrer heutigen Form aus dem Zusammenschluss der Wassertechniksparten der VA Tech und der Deutschen Babcock hervorging, hat sich der Konzern zum Global Player entwickelt. Die Wabag ist heute in elf der 15 weltweit am schnellsten wachsenden Märkten vertreten. 80 Prozent der Projekte sind staatliche oder kommunale Aufträge. Die Angebotspalette reicht vom Consulting über den Bau bis zur Instandhaltung und Wartung. Von der Zentrale in Wien aus werden alle Projekte in Europa, Afrika und im Mittleren Osten koordiniert. Für den asiatischen Raum ist seit 2009 die Unternehmenszentrale in Chennai, Indien, zuständig.

2011 sei für die Wabag ein schwieriges Jahr gewesen, sagt Gothlin und nimmt einen Schluck vom hauseigenen Wasser. Vor allem der Arabische Frühling habe dem Unternehmen zugesetzt. In Nordafrika wurden einige Projekte verschoben oder sogar gestoppt. Der neueste Großauftrag wird jetzt aber in Tunesien realisiert. In Tunis soll die Wabag in Zusammenarbeit mit einer lokalen Baufirma das Belüftungssystem der Hauptkläranlage Choutrana I erneuern. Bereits 1997 wurde die mechanisch-biologische Kläranlage von der Wabag erweitert, mittlerweile steht eine Modernisierung an.

Innovation hilft gegen Cholera

Was die weltweite Wasserversorgung betrifft, gebe es noch viel zu tun, sagt Gothlin. Nach wie vor sei der Kontakt mit verunreinigtem Wasser die Ursache für Krankheiten wie die Cholera, wie aktuell bei der Hungerkrise in Niger und Mali zu beobachten ist. Um einen Zugang zu sauberem Wasser auch in armen Regionen möglich zu machen, braucht es Unternehmen wie die Wabag, die in Technologien investieren, die sauberes Wasser für immer mehr Regionen der Welt erschwinglich machen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2012)

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