EU-Bericht: 14 Millionen Junge ohne Job

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Die hohe Arbeitslosigkeit unter Europas Jugendlichen kostete die europäische Wirtschaft im Jahr 2011 laut einer Studie von Eurofound 153 Milliarden Euro. Teilweise Jugendarbeitslosigkeit von über 50 Prozent.

Wien. Gut gebildet, aber arbeitslos: Europas Jugendliche sind die großen Verlierer der Schuldenkrise. Was sich durch Demonstrationen und Auswanderungswellen längst als soziales Problem manifestiert hat, droht nun auch zu einem finanziellen Desaster zu werden: Denn der volkswirtschaftliche Verlust durch junge Menschen von 15 bis 29 Jahren, die weder am Arbeitsmarkt beschäftigt noch in Ausbildung sind, hat allein im Jahr 2011 schätzungsweise 153 Milliarden Euro betragen.

Dies entspricht etwa 1,2Prozent des gesamteuropäischen Bruttoinlandsprodukts (BIP), wie die europäische Agentur Eurofound in ihrem jüngsten Bericht zur Jugendarbeitslosigkeit feststellt. Und die Zahlen sind in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen: Noch im Jahr 2008 haben sich die Kosten auf „lediglich“ 120 Milliarden Euro oder ein Prozent des BIPs belaufen. Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten erhebliche Unterschiede: So beträgt der Verlust in Bulgarien, Zypern, Griechenland, Ungarn, Irland, Italien, Lettland und Polen sogar schon über zwei Prozent der Wirtschaftsleistung.

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Nur 34 Prozent haben einen Job

Insgesamt waren noch nie so wenige junge Menschen in einem Beschäftigungsverhältnis: Im Jahr 2011 hatten knapp 34 Prozent der 94 Millionen 15- bis 29-Jährigen in Europa eine Arbeitsstelle – die geringste Zahl, die jemals von Eurostat gemessen wurde.

Beunruhigend sind vor allem die großen Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten: In Griechenland beträgt die offizielle Jugendarbeitslosigkeit (der 15- bis 24-Jährigen) 55,4 Prozent, in Spanien 52,9 Prozent. Österreich und Deutschland haben mit 9,7 und 8,1 Prozent vergleichsweise niedrige Arbeitslosenraten (siehe Grafik).

Nicht alle Jugendlichen ohne Arbeit sind auch auf der Suche nach einem Job, weil viele noch studieren oder eine Lehre machen. Eurofound beschränkte sich bei den Berechnungen daher auf sogenannte „Neets“ – also jene jungen Menschen, die sich weder in einem Arbeitsverhältnis noch in der Ausbildungsphase befinden. Derzeit gehören dieser Gruppe 14 Millionen 15- bis 29-Jährige in Europa an; Tendenz steigend. Schwer abschätzbar sind indes auch die sozialen Kosten, die eine Volkswirtschaft durch einen hohen Anteil jugendlicher Arbeitsloser zu tragen hat. So würden junge Menschen ohne Ausbildung und Job Gefahr laufen, „sich politisch und gesellschaftlich zu entfremden“, so der Bericht. Auch das soziale Engagement sei geringer ausgeprägt als bei Gleichaltrigen, die eine Arbeitsstelle haben. Im Schnitt ist das politische Interesse unter den Betroffenen in mittel- und osteuropäischen Ländern geringer als in Südeuropa.

Initiativen gegen Arbeitslosigkeit

Die Mitgliedstaaten versuchen nun, der wachsenden Jugendarbeitslosigkeit mit verschiedenen Initiativen gegenzusteuern: So sollen Schüler durch Anreizsysteme vom Schulabbruch abgehalten werden, (Uni-)Absolventen der Übergang zur Arbeit durch bessere Information über freie Stellen erleichtert und insgesamt praktische und logistische Barrieren für den Eintritt ins Arbeitsleben aus dem Weg geräumt werden. Die berufsspezifische Ausbildung soll verbessert und stärker auf den Bedarf des Arbeitsmarkts zugeschnitten werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2012)

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