Niederlande: Ex-Kommissar Bolkestein für Euro-Austritt

ExKommissar Bolkestein fuer EuroAustritt
ExKommissar Bolkestein fuer EuroAustritt(c) EPA (Facelly)
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Der Vater der Dienstleistungsrichtlinie drängt sein Land zu einer gemeinsamen Nordwährung. Nach Ansicht von Bolkestein sind die Niederlande „in eine Falle gelaufen“, als sie der Eurozone beitraten.

Den haag. Der frühere EU-Kommissar Frits Bolkestein hält die Währungsunion und den Euro für gescheitert. Er empfiehlt der Regierung in Den Haag den Austritt aus der Eurozone. „Die Krise dauert an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir so wie bisher weitermachen können. Je länger die Krise dauert, umso teurer wird sie“, stellte Bolkestein auf einem Symposium zur Eurokrise in Den Haag fest. Bolkestein, der als Vater der Dienstleistungsrichtlinie gilt und gerade seinen 80.Geburtstag feierte, plädierte de facto für eine Spaltung der Eurozone in eine nördliche und eine südliche.

Die nördlichen Eurozonenländer mit einem Triple-A-Rating sollten sich zusammenschließen und einen gemeinsamen neuen Währungsraum bilden, dessen Geld ein „Neuro“ sein könnte. Zu diesen Ländern der Neurozone gehörten: Deutschland, die Niederlande, Finnland, Österreich und möglicherweise die baltischen Staaten. „Frankreich gehört nicht in diese Neurozone“, sagte Bolkestein. Frankreich gehöre zu den Südländern.

Nach Ansicht von Bolkestein sind die Niederlande „in eine Falle gelaufen“, als sie der Eurozone beitraten. Wenn Holland ganz allein den Gulden wieder einführte, wäre das aber keine Lösung.

Heftige Kritik übte der einstige EU-Kommissar auch am EU-Parlament. Viele EU-Abgeordnete lebten in einer „Fantasiewelt“. Sie träumten von einem förderalen Europa. Sie seien so weltfremd, dass sie mitten in der Krise für sich sogar noch mehr Geld verlangten.

Frits Bolkestein war als Chef der liberalen Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD), die derzeit mit Mark Rutte in Den Haag den Ministerpräsidenten stellt, in den 1990er-Jahren entschieden dagegen, dass Italien und Griechenland Mitglied der Währungsunion werden sollten. Er stand mit dieser Ansicht innerhalb der EU aber ziemlich alleine und konnte sich damit auch in den Niederlanden nicht durchsetzen, sodass sowohl Griechenland als auch Italien in die Eurozone aufgenommen wurden und den Euro erhielten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2013)

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