Arbeitsmarkt: Krise kostet eine Mio. Jobs im Jahr

Krise kostet eine Jobs
Krise kostet eine Jobs(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Migranten aus Drittstaaten sind von der Krise stärker betroffen als zugewanderte EU-Bürger und Inländer. In Österreich sind 10,7 Prozent arbeitslos.

Wien/Aga. Die Wirtschaftskrise hat den europäischen Arbeitsmarkt weiter fest im Griff – wobei die Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten bisweilen weit auseinanderklaffen. Das zeigt eine Erhebung des Europäischen Statistikamts Eurostat, die gestern, Freitag, veröffentlicht wurde und den Untersuchungszeitraum 2012 umfasst. Während sich die Lage in einigen Staaten langsam wieder stabilisiert, zeigen die Zahlen in anderen Ländern immer noch negative Trends.

Österreich liegt mit einer Beschäftigungsquote von 72,5 Prozent der 15- bis 64-Jährigen europaweit an fünfter Stelle – hinter den Niederlanden, Schweden, Deutschland und Dänemark. In zehn Mitgliedstaaten liegt die Quote bei unter 60 Prozent. Die geringsten Raten verzeichneten jene Länder, die von der Krise besonders hart getroffen wurden: die südeuropäischen Staaten Griechenland (51,3%), Spanien (55,4%) und Italien (56,8%).

Insgesamt standen im Jahr 2012 europaweit 64,2 Prozent dieser Altersgruppe in einem Beschäftigungsverhältnis. In Zahlen sind dies 216,1 Millionen – eine Million Jobs weniger als im Jahr zuvor.

EU-Ausländer öfter erwerbstätig

Die Arbeitsmarktsituation in der EU wird – bedingt durch die seit fünf Jahren andauernde Krise – auch weiterhin angespannt bleiben. Noch schwieriger als für EU-Bürger gestaltet sich die Jobsuche in Europa derzeit für Angehörige aus Drittstaaten. Während die Beschäftigungsquote von EU-Bürgern im EU-Ausland mit 67,7 Prozent sogar knapp über der Inländerquote lag, befinden sich weit weniger Drittstaatsangehörige in einem Arbeitsverhältnis (53,7%). Auch in Österreich liegt die Quote ausländischer EU-Bürger (72,1%) klar über der Quote von Drittstaatsangehörigen (59,8%). Mit 73,7 Prozent inländischen Beschäftigten liegt Österreich EU-weit nach den Niederlanden, Schweden und Deutschland an vierter Stelle.

Bei der Arbeitslosigkeit setzt sich derselbe Trend fort: Während hierzulande nur 3,7Prozent der Inländer arbeitslos sind – damit liegt Österreich nach Luxemburg europaweit auf dem zweiten Platz –, suchen fast doppelt so viele Bürger aus dem EU-Ausland (6,4%) und 10,7 Prozent aus einem Drittstaat eine Beschäftigung. Die europaweite Arbeitslosenrate beträgt für Inländer 9,8, für EU-Bürger 12,5 und für Bürger aus Drittstaaten 21,3 Prozent. In Ländern wie Griechenland und Spanien suchen sogar weit über 30 Prozent der Drittstaatsangehörigen einen Job.

Das ist auch der Grund, warum die meisten Zuwanderer auf Arbeitssuche (EU-In- und Ausland) ihr Glück in Großbritannien und Deutschland suchen, Österreich liegt an fünfter Stelle. Im vergangenen Jahr verdoppelte sich hierzulande der Anteil der neu eingestellten ausländischen Personen, in Spanien ging er um die Hälfte zurück.

Entgegen dem allgemeinen Trend stieg die Beschäftigungsquote der älteren Personen (55 bis 64) im vergangenen Jahr wieder an. 48,9 Prozent dieser Altersgruppe befinden sich in einem Beschäftigungsverhältnis, das entspricht einem Plus von 1,5 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Schweden liegt mit 73 Prozent Beschäftigungsquote in dieser Altersgruppe an der Spitze, Slowenien bildet das Schlusslicht (32,9%).

Österreicher arbeiten am zweitlängsten

Auch bei der Art der Beschäftigungsverhältnisse zeigen sich große Unterschiede. So beträgt der Anteil der Selbstständigen in Griechenland 31,9 und in Italien 23,4, in Estland nur 8,3 und in Österreich 11,3 Prozent.

Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit für Beschäftigte in den EU-27 betrug 2012 40,4 Stunden. In Großbritannien (42,3 Stunden) und Österreich (41,8 Stunden) arbeiteten die Erwerbstätigen am längsten, in Dänemark (37,6 Stunden), Irland und Italien (je 38,7 Stunden) am kürzesten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2013)

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