Neue Regeln für den gemeinsamen Telekom-Markt sollen Weg für ein Zwei-Klassen-Internet ebnen. Die Unternehmen sind darüber erfreut.
Brüssel/Auer. Seit Dienstag ist es fix: Die Roaming-Gebühren in der EU werden erst sinken und dann fallen. Nach langem Ringen konnte sich die EU-Kommission auf neue Regeln für einen einheitlichen Telekom-Markt einigen, der Unternehmen zu größeren Investitionen in neue Mobilfunk- und Glasfasernetze animieren soll.
Der Abschied von den Roaming-Gebühren ist aber nur ein kleiner Teil des Vorschlags, der Insidern zufolge auch das Ende der Netzneutralität in Europa bringen soll. Demnach hat EU-Kommissarin Neelie Kroes genug Unterstützung für ihren Vorschlag gefunden, künftig eine Art Überholspur im Internet einzurichten. Wer seinem Internetprovider mehr bezahlt, dessen Daten sollen künftig schneller transportiert werden dürfen. Bisher galt das Prinzip, dass alle Daten im Internet gleich schnell transportiert werden. Die Telekom-Unternehmen sind darüber erfreut, schließlich können sie neue Geldquellen gut brauchen, umso mehr noch, wenn die Roaming-Gebühren wegfallen. Inhalteanbieter wie Google könnten sich so allerdings eine schnellere Spur und so einen Vorteil gegenüber neuen Mitbewerbern kaufen.
Die Auswirkungen für die Kunden will die EU allerdings begrenzen. Zwar dürfen Telekomunternehmen künftig bestimmte Daten schneller transportieren. Die Zugriffsgeschwindigkeit auf das restliche Internet dürfe darunter aber nicht leiden. Bevor die Vorschläge Gesetz werden, müssen die 28 Mitgliedsländer und das EU-Parlament zustimmen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2013)