Lettland: Keine Begeisterung für den „Eiro“

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Die frühere Sowjetrepublik Lettland tritt am 1. Jänner 2014 der Eurozone bei.

Riga. „Euro. Lettland wächst“, lautet der Werbespruch der lettischen Nationalbank. Doch wenige Tage vor der historischen Stunde der Euro-Einführung in der Neujahrsnacht hält sich die Begeisterung für die neue Währung in Grenzen. „Der Eiro kann mir gestohlen bleiben“, sagen mehr als die Hälfte der Letten – „Eiro“ statt Euro, denn das Lettische kennt kein eu.

Dabei sah es noch vor einigen Jahren nicht danach aus, als könne Lettland bald 18. Eurozonenmitglied werden. Der mittlere Baltenstaat wurde in der EU am schwersten von der Weltwirtschaftskrise getroffen. Nur Kredite von IWF und EZB konnten den Konkurs abwenden. Die Regierung peitschte einen knallharten Sparkurs durch: Radikal wurden Beamtengehälter gekürzt und Staatsbedienstete entlassen. In der Folge taumelten auch die Löhne in der Privatwirtschaft. Seit 2011 schreibt Lettland wieder Wachstumszahlen von um die fünf Prozent, weit über dem Eurozonendurchschnitt. Das gefällt Brüssel, denn das lettische Gesundungsmodell zeigt, was auch in anderen südlichen Eurozonenländern möglich wäre. Doch in Riga und den gut hundert oft ländlich geprägten Bezirken fürchtet man sich vor allem vor Preissteigerungen im Zuge der Euro-Einführung.

Politische Elite für Euro

Oleg Krasnoporew, Ökonom der Lettischen Nationalbank, beruhigt die Konsumenten: Die Preise werden minimal ansteigen, dafür werde sich schon im ersten Eurojahr die Qualität der Produkte verbessern. Die Hälfte der Letten lehnte im Dezember den Euro dennoch weiterhin ab. Für die neue Währung ist vor allem die Geschäftswelt sowie die politische Elite. Man verspricht sich mehr Auslandsinvestitionen und eine weitere Ankurbelung der Wirtschaft durch Zinssenkungen.

Experten warnen vor der Konzentration von Fluchtkapital aus Russland und Zentralasien, die höher sei als in Zypern. Ein plötzlicher Kapitalabzug könnte die Stabilität beeinträchtigen.  (flü)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2013)

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