Statt Aufschwung tiefer in die Krise

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Die Kette der schlechten Nachrichten für Kroatien reißt auch im neuen Jahr nicht ab. Mehr Arbeitslose, Schulden und weiterhin schlechte Perspektiven: Der EU-Beitritt hat sich für den angeschlagenen Neuling noch nicht ausgezahlt.

Belgrad. Die Kette der schlechten Nachrichten für Kroatien reißt auch im neuen Jahr nicht ab. Die Arbeitslosenquote ist laut den jüngsten Statistiken des nationalen Arbeitsamts HZZ auf 21,6 Prozent geklettert; bei den unter 25-Jährigen hat gar jeder Zweite keinen Job. Eher freudlos und ohne große Erwartungen haben die Bewohner des seit fast sechs Jahren in der Rezession dümpelnden Adria-Staats ihrer neuen EU-Zukunft beim Beitritt im vergangenen Juli entgegengesehen. Die zwei Drittel der Befragten, die schon damals in Umfragen den EU-Beitritt ihres Landes eher skeptisch oder mit gemischten Gefühlen bewertet haben, können sich sieben Monate später bestätigt fühlen: Statt des erhofften Aufschwungs hat die mühsam erfochtene EU-Mitgliedschaft den Kroaten bislang nur eine Verlängerung ihres Krisentals gebracht.

Der Wegfall der Zollbefreiung bei Ausfuhren in angestammte ex-jugoslawische Exportmärkte wie Bosnien und Herzegowina oder Serbien macht Kroatiens Wirtschaft genauso zu schaffen wie die verstärkte Konkurrenz durch EU-Importe auf den heimischen Märkten. Auch ein Investitionsboom, wie ihn einst Länder wie die Slowakei oder Polen nach der ersten EU-Erweiterung 2004 erlebten, ist in Kroatien ausgeblieben. Zum einen hat der Krisenstaat die EU zum denkbar schlechtesten Krisenmoment geentert. Zum anderen sind die Investoren, die kommen wollten, schon längst da – und nicht immer zufrieden. Denn mit Gesetzen allein lassen sich Korruption und ausufernde Bürokratie kaum wirksam bekämpfen.

Wachstumsprognose reduziert

Seit dem Beginn der Krise 2008 ist das Bruttosozialprodukt des Landes um zwölf, die Höhe der ausländischen Direktinvestitionen gar um 80 Prozent geschrumpft. Die stotternde Konjunktur hat die Hoffnungen, dass der EU-Neuling 2014 erstmals seit fünf Jahren wieder ein kleines Wachstum aufweisen könne, getrübt: Die Wachstumsprognose für das laufende Jahr hat Zagreb von ursprünglich 1,3 auf mittlerweile 0,2 Prozent reduziert.

Geringere Steuereinnahmen als erhofft und das von der EU Ende Januar eingeleitete Defizitverfahren gegen Kroatien haben die Zagreber Haushaltsplanungen für das laufende Jahr zu allem Übel schon früh zur Makulatur gemacht. Um umgerechnet eine Milliarde Euro will Finanzminister Slavko Linić das Defizit reduzieren, um es noch in diesem Jahr zumindest wieder unter die Fünfprozentmarke zu drücken: Neben dem Drehen an der Steuerschraube und dem Anzapfen des Pensionsfonds sind Abstriche beim Arbeitslosengeld, dem Gesundheitswesen und den Subventionen für die Staatsunternehmen geplant.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2014)

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