„Der ständige Kompromiss“

Grenzschutz-Agentur Frontex kämpft mit Problemen.

WARSCHAU (kk). Ilkka Laitinen ist Ärger gewöhnt. Jeden Sommer, wenn die dramatischen Bilder von verzweifelten Flüchtlingen im Mittelmeer über den Fernsehschirm flimmern, steht sein Telefon nicht mehr still. Der Chef von Frontex versucht dann die Sachlage in aller Ruhe zu erklären. Laitinen kann die Kritiker verstehen, schließlich ist seine Agentur dafür zuständig, die Grenzen der EU zu überwachen.

Immer wieder beschreibt der Finne mit dem stoischen Gemüt die Arbeitsbedingungen von Frontex. Eines der größten Probleme bei den Einsätzen an den EU-Außengrenzen: Nicht immer sind die Mitgliedstaaten bereit, Fachpersonal und auch Material wie Boote und Hubschrauber in ausreichendem Maße bereit zu stellen. „Wir müssen ständig Kompromisse eingehen.“

Lange hat es gedauert, bis in Europa die Erkenntnis gereift war, dass einzelne Staaten allein die anschwellenden Migrationsströme nicht unter Kontrolle bringen können. Über 100 Mitarbeiter koordinieren nun von Warschau aus die Einsätze an den EU-Grenzen, diese Zahl soll mittelfristig auf rund 200 steigen. Für die Jahre 2009 bis 2011 stehen Frontex dafür 130 Millionen Euro zur Verfügung.

Das ist nicht allzu viel Geld, wenn der Einsatzbereich von Frontex bedacht wird. So ist die Organisation zum Beispiel auch bei sportlichen Großereignissen wie der Fußball-EM zuständig für die Koordination der Kontrolle der Ein- und Ausreise hunderttausender Fans. Dabei liegt die Betonung auf dem Wort koordinieren. Denn die Grenzagentur hat selbst keine Einsatzkräfte. Noch nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2008)

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