Militär: Paris kämpft für eine besser gerüstete EU

Hervé Morin
Hervé Morin(c) AP (FRANCOIS MORI)
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Die Verteidigungs-minister sollen mehr Kapazitäten für Einsätze absegnen. Der Bosnien-Einsatz steht vor seinem Ende.

Deauville (red).„Modern, robust, flexibel, koordinierbar“ – so wünscht sich Frankreichs Verteidigungsminister Hervé Morin künftige EU-Einsätze. Damit auch seine 26 Kollegen mitkämpfen, hat er sie für gestern und heute nach Deauville geladen. Doch so stürmisch wie der Seegang im Ärmelkanal dürften die Diskussionen ausfallen. Denn von Morins Zielen ist die EU weit entfernt. Mehrmals musste Ende vorigen Jahres die Eufor-Mission im Tschad verschoben werden, weil es die EU-Staaten nicht schafften, ein Dutzend Hubschrauber zu organisieren. Solche peinlichen Pannen will Morin künftig verhindern. Mit den Briten ist ein gemeinsamer Flugzeugträger geplant – daraus soll ein Marineverband unter EU-Flagge entstehen. Deutschland und Frankreich haben bei EADS Transportflugzeuge bestellt – daraus soll ein EU-Pool werden. Die Küsten will Morin koordiniert überwachen, angehende Offiziere wie Erasmus-Studenten auf EU-Austausch schicken.

Bosnien-Einsatz vor dem Aus

Solche Initiativen haben Tradition: Seitdem sich Präsident de Gaulle 1966 von den Nato-Militärstrukturen verabschiedete, hat Paris sein Heil in einem militärisch starken Europa gesucht. Erst Nicolas Sarkozy setzt nicht mehr alles auf diese Karte. Er strebt eine volle Rückkehr in die Nato an – allerdings erst, wenn die EU der Supermacht USA auf Augenhöhe begegnen kann.

Die bessere Koordination soll auch Kosten senken. Finanzkrisen zwingen auch Militärs zum Sparen. Ein Streichposten steht für Frankreich und Spanien fest: die EU-Einsatztruppe in Bosnien. Eine zivile Hilfsmission soll die 2125 noch stationierten Soldaten ablösen. Ein Gegner dieses Plans kommt aus Österreich: Verteidigungsminister Norbert Darabos will den Einsatz verlängern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2008)

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