Solana beschwört Neuanfang zwischen EU und Weißrussland

EU-Chefdiplomat Solana und der weißrussische Außenminister Martinov
EU-Chefdiplomat Solana und der weißrussische Außenminister Martinov(c) REUTERS (Vasily Fedosenko)
  • Drucken

EU-Chefdiplomat Solana glaubt nach mehr als zehnjähriger Eiszeit an eine baldige Verbesserung der Beziehungen. Der weißrussische Außenminister warnt jedoch vor zu großen Erwartungen.

EU-Chefdiplomat Javier Solana hat bei seinem ersten Besuch in Minsk von einem politischen Neuanfang zwischen der Europäischen Union und Weißrussland nach mehr als zehnjähriger Eiszeit gesprochen. Nach einem Treffen mit dem autoritär regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko und führenden Oppositionspolitikern sei er überzeugt von einer baldigen Verbesserung des Verhältnisses, sagte Solana nach Angaben der Agentur Interfax am Donnerstag. Beide Seiten hätten für März weitere Gespräche vereinbart.

"Ich möchte, dass Sie sich von unserer aufrichtigen Politik gegenüber der EU überzeugen. Wir werden die Wahrheit darüber sagen, was wir in unseren Beziehungen tun können und was nicht", sagte Lukaschenko nach dem Treffen. Allerdings kritisierte er den "Kuhhandel" zwischen Minsk und Brüssel bei politischen und wirtschaftliche Fragen.

Der weißrussische Außenminister Sergej Martinow warnte hingegen vor zu großen Erwartungen. "Unsere Außenpolitik wird auch von der Geografie bestimmt", sagte er mit Hinweis auf den einflussreichen Nachbarn Russland. Lukaschenko gilt zwar als enger Verbündeter Moskaus. Die traditionell mit Russland verbündete Führung Weißrusslands bemüht sich in jüngster Zeit aber deutlich um eine Annäherung an die EU.

Solana sprach von einem "guten Treffen" mit Lukaschenko. Er sei nicht nach Minsk gekommen, um Bedingungen für eine Annäherung zu stellen. Er betrachte Weißrussland als "europäisches Land", so der Chefdiplomat: "Wenn es normale Beziehungen zwischen Weißrussland und der EU gibt, so ist das eine absolut normale Entwicklung".

Solana traf auch Opposition

Der EU-Chefdiplomat traf auch Oppositionspolitiker Alexander Milinkewitsch. Solana habe ihm versichert, dass Brüssel weiter mehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einfordern werde, sagte der Ex-Präsidentschaftskandidat. Von Gegnern wird Weißrusslands Staatsoberhaupt oft als "letzter Diktator Europas" bezeichnet.

Solanas Besuch gilt als Zeichen der Annäherung an den autoritär regierten Staat. Die EU will Weißrussland sowie weitere ehemaligen Sowjetrepubliken in eine "Ostpartnerschaft" einbinden. Der Gründungsgipfel für eine neue EU-"Ostpartnerschaft" ist für 7. Mai in Prag geplant. Über eine Teilnahme Lukaschenkos wird noch diskutiert. Nach der Freilassung mehrerer politischer Gefangener in Weißrussland hatte die EU im Vorjahr ein Einreiseverbot für Lukaschenko und dessen Minister aufgehoben. Gleichzeitig mahnte Brüssel aber eine weitere Beseitigung der Demokratiedefizite ein.

Der Westen kritisierte über Jahre massive Demokratiedefizite in der Ex-Sowjetrepublik. Bereits 1997 war in Brüssel beschlossen worden, die politischen Beziehungen zu Minsk so lange einzuschränken, bis die Staatsführung zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zurückkehrt. Bei den Parlamentswahlen im September 2008 hatte die weißrussische Opposition kein einziges Mandat erringen können.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.