Rückführungen in die Türkei vorerst gestoppt

(c) APA/AFP/ARIS MESSINIS
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Tausende Migranten stellen Asylanträge in Griechenland.

Lesbos. Die Bewegungen im weiten Hafenbecken von Mytilini, der Hauptstadt von Lesbos in der Ostägäis, sind an diesem prächtigen Frühlingstag an den Fingern einer Hand abzuzählen: Noch vor Morgengrauen laufen zwei, drei Fischerboote aus, dann das graue Schiff der Küstenwache auf der Suche nach in Seenot geratenen Flüchtlingen aus der Türkei – das ist alles. Auf der Nazli Jale und der Lesvos, den beiden türkischen Fähren, die die Rückschiebung von Migranten aus Lesbos in die Türkei übernommen haben, rührt sich dagegen nichts.

Bereits einen Tag nach den ersten Rückschaffungen von Wirtschaftsmigranten im Rahmen des Abkommens zwischen EU und Türkei ist es vorläufig vorbei mit der Aktion. Auf den betroffenen Inseln Lesbos und Chios wollen Tausende illegal eingereiste Migranten Asylanträge stellen – damit werden eingeleitete Abschiebungen zumindest für die Dauer der Prüfung ihrer Anträge – 14 Tage lang – ausgesetzt. Auf Chios weiß die Polizei zudem nicht, wo die Menschen auf der Abschiebeliste stecken: Viele waren in der Menschenmasse, die am Freitag aus dem Inselhauptlager bei Chalkeios ausbrach.

Bilanz negativ

Und so ist die „Flüchtlingsbilanz“ trotz der Abschiebungen weiter negativ. Denn 202 Rückweisungen standen allein am Montag 225 Neuankömmlingen gegenüber. Das sind weit weniger als der Tagesschnitt von Jänner oder Februar, aber Ziel ist die vollständige „Trockenlegung“ der mitunter tödlichen Ägäisroute.

Mit der sprunghaft gestiegenen Zahl der Interessenten liegt nun der Druck auf der griechischen Asylbehörde – die für den Ansturm noch nicht gerüstet ist. Doch in einigen Wochen werden die Personalaufstockungen, nicht zuletzt mit EU-Hilfe, greifen. Damit die Behörden der jüngsten Antragsflut Herr werden, dürfen Flüchtlinge nun auch Anträge via Skype stellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2016)

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