Brexit: London will keinen Rat von ausländischen Experten mehr

London und Brüssel feilschen um die Brexit-Bedingungen.
London und Brüssel feilschen um die Brexit-Bedingungen.APA/AFP/JOHN THYS
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Die britische Regierung verbietet offenbar nicht-britischen Akademikern, Beamte in Brexit-Fragen zu beraten. Sie hat Sicherheitsbedenken.

Die britische Regierung verbietet offenbar ausländischen Akademikern, Analysen und Berichte über den Austritt des Vereinigten Königreichs für offizielle Stellen zu erstellen, berichtet der "Guardian": Sie seien keine britischen Bürger. Es sei erstaunlich, dass die Regierung fundierten, unabhängigen Rat über den Brexit ablehne, nur weil jemand aus einem anderen Land komme, sagte Nick Clegg, der EU-Sprecher der Liberal Democrats der britischen Zeitung.

Der Guardian zitiert eine Forscherin an der London School of Economics, die eine derarartige Anweisung erhalten habe. An der staatlichen britischen Universität arbeiten mehrere Akademiker, die sich auf EU-Angelegenheiten spezialisiert haben und die Regierung in Brexit-Sachen beraten haben. Die Fakultät habe nun eine Mail erhalten, dass Expertisen von nicht-britischen Bürgern nicht mehr akzeptiert würden. Eine aus dieser Gruppe, die die entsprechenden Anweisungen erhalten habe, habe sogar eine Doppelstaatsbürgerschaft.

"Expertise unverzichtbar"

Das Außenministerium dürfte besorgt sein, dass sensibles Material an die Außenwelt gelange, solange die Verhandlungen über den Austritt des Vereingten Königreichs aus der EU noch im Gang seien. "Wir sind überzeugt, dass unsere Wissenschafter, darunter auch die nicht-britischen Bürger, wertvolle Expertise besitzen, die in dieser Zeit der Unsicherheit über die Beziehung zwischen dem Vereinigten Königreich und Europa unverzichtbar ist", schrieb die London School of Economics in einem Statement.

Die britische Regierung war wegen ihrer migrationskritischen Haltung aus Brüssel kritisiert worden. Bei dem Brexit-Votum hatte die Begrenzung der Einwanderung Ende Juni eine wichtige Rolle gespielt. Es wird damit gerechnet, dass das Thema zu den Hauptstreitpunkten bei den noch ausstehenden Verhandlungen über die künftige Beziehung Großbritanniens zur EU zählt.

Die Regierung in London will striktere Grenzkontrollen und weniger Einwanderer, aber zugleich den freien Zugang zum EU-Binnenmarkt behalten. Großbritanniens EU-Partner sind sich aber bisher einig, dass Handelsvorteile nur gewährt werden können, wenn auch EU-Bürger weiter frei nach Großbritannien einreisen können.

(maka)

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