Abrechnung nach Rauferei

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Nach dem Konflikt mit einem Parteikollegen kehrt Ukip-Europaabgeordneter Steven Woolfe seiner Partei den Rücken.

Straßburg. Steven Woolfe ist zurück, aber nicht mehr in seiner Partei. Nach einem Krankenhausaufenthalt in Straßburg rechnet der vor zwei Wochen im Europaparlament von einem Parteikollegen zusammengeschlagene Ukip-Abgeordnete mit seinen bisherigen Weggefährten ab. Der Kurzzeit-Parteichef kündigte in einem Statement an, er werde Ukip verlassen. „Mit großem Kummer und Bedauern gebe ich bekannt, dass ich meine Kandidatur auf den Parteivorsitz beende und Ukip verlasse.“

Woolfe beschuldigt seinen ehemaligen Parteikollegen Mike Hookem, die Handgreiflichkeiten in Straßburg begonnen zu haben. Er habe ihn so heftig attackiert, dass er mit dem Kopf gegen eine Wand geschlagen sei. Seitdem er bewusstlos im Parlamentsgebäude aufgefunden wurde, leide er unter akuten Krämpfen und Lähmungserscheinungen. Hookem streitet diese Version ab und behauptet, Woolfe habe ihn in der Rauferei zuerst attackiert.

Woolfe, der seinen Kollegen mittlerweile angezeigt hat, hält Ukip für „nicht regierbar“. Die Partei sei „durchsetzt von Intrigen, Stellvertreterkriegen zwischen rivalisierenden Gruppen“ und werde von Leuten geleitet, die ihrer Aufgabe nicht gewachsen seien. Einzig den früheren Parteichef Nigel Farage würdigt Woolfe in seinem Statement und bezeichnet ihn als einen der „größten Politiker“ seines Landes. Woolfe will künftig als unabhängiger Abgeordneter im Europaparlament verbleiben.

Im Abgeordnetenhaus der EU läuft indessen eine Untersuchung zu der folgenschweren Rauferei vom 6. Oktober. Das Verfahren könnte zur Suspendierung beider Politiker führen. Woolfe galt als aussichtsreichster Kandidat für den Ukip-Parteivorsitz, nachdem die bisherige Ukip-Chefin Diane James nach nur 18 Tagen von diesem Posten zurückgetreten war. Ihr Vorgänger Farage hatte den Parteivorsitz nach dem Votum der Briten für einen Austritt aus der EU abgegeben. (ag./wb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2016)

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