Berlin beschließt Cyberfeuerwehr

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Die deutsche Regierung will „digitaler Sorglosigkeit“ entgegenwirken. Täglich würden 380.000 Varianten von Schadsoftware entdeckt.

Berlin. Mit einem Bündel von Maßnahmen will die deutsche Bundesregierung dafür sorgen, dass IT-Systeme künftig besser vor Hackerangriffen geschützt sind. Das Kabinett beschloss am Mittwoch die Cyberstrategie für Deutschland, wie Innenminister Thomas de Maizière (CDU) gestern in Berlin sagte. Zu den neuen Maßnahmen gehört auch eine sogenannte Cyberfeuerwehr.

Verstärkt werden soll de Maizière zufolge neben der Prävention vor Cyberangriffen auch der Schutz während und nach einer Attacke. Die beschlossene Strategie sieht laut dem Minister „Krisen- und Feuerwehrteams“ vor, die bei einem Cyberangriff vor Ort helfen sollen. Das 2011 gegründete Cyberabwehrzentrum solle eine echte Koordinierungsstelle werden. „Wir wollen der digitalen Sorglosigkeit entgegenwirken“, sagte der Minister.

Der Innenminister sagte zugleich jenen Angriffen den Kampf an, mit denen Meinungsäußerungen manipuliert werden. Diese computergenerierten Social Bots – abgeleitet von „robots“ – suggerieren den Eindruck, dass menschliche Nutzer hinter Kommentaren bei Twitter oder Facebook stecken. In Wahrheit fluten Computer die sozialen Netzwerke.

Kampf gegen Social Bots

Die rechtspopulistische AfD hat angekündigt, dass sie solche Instrumente im Bundestagswahlkampf im nächsten Jahr einsetzen wolle. „Wir wollen, dass hinter einer Meinung eine Person steht und nicht eine Maschine, die eingesetzt wird“, sagte de Maizière.
Mit der Digitalisierung moderner Gesellschaften wüchsen zugleich deren Verwundbarkeit und das Missbrauchspotenzial, heißt es in der vom Kabinett beschlossenen Strategie. Die Privatsphäre der Bürger werde zunehmend angreifbar.

Der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, rief zu mehr Sorgfalt beim Umgang mit den eigenen Daten auf. Rund 80 Prozent der Angriffe könnten durch einfache Maßnahmen wie Back-ups oder sichere Passwörter verhindert werden, sagte der Behördenchef bei der Vorstellung der neuen Strategie.

Die Gefährdung durch Cyberangriffe wird seinen Angaben zufolge immer komplexer. „Wir im BSI beobachten eine neue Qualität der Gefährdung“, sagte er. Täglich würden rund 380.000 neue Varianten von Schadprogrammen entdeckt. Die Anzahl von Spam-Nachrichten mit Schadsoftware im Anhang sei im ersten Halbjahr 2016 explosionsartig um 1270 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2016)

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