Wie Österreich von der EU profitiert

Studie: EU-Beitritt lockte Investoren an und kommt fast allen Branchen zugute.

Wien (basta.). So richtig begeisternkonnte die Union in den letzten 15 Jahren die Österreicher nicht. Und das, obwohl eines unumstritten ist: Österreich hat wirtschaftlich vom EU-Beitritt profitiert – von der EU-Osterweiterung sogar wie kein anderer EU-Staat. Eine neue Studie der Wirtschaftskammer (WKÖ) fasst die Auswirkungen zusammen:
•Große Vorteile brachte die Integration in den Binnenmarkt: Österreichs Exporte gingen (und gehen) zu 70 Prozent ins EU-Ausland. Zollausgaben fielen nun weg – und die Kosten für die damit verbundenen Wartezeiten: Bis zu einer Mrd. Euro pro Jahr betrugen diese Ausgaben vor dem EU-Beitritt, in der heutigen EU würde sich Österreichs Wirtschaft sogar bis zu 4,2 Mrd. jährlich ersparen. Eine Folge: 1994–2008 steigerte Österreich seine Exporte um neun und seine Importe um 7,5 Prozent pro Jahr.
•Dank der EU-Mitgliedschaft flossen internationale Gelder in die Alpenrepublik. Sechs Mrd. Euro pro Jahr investierten seitdem ausländische Unternehmen in Österreich, vor dem Beitritt waren es 1,3 Mrd. Österreichs Investitionen ins Ausland haben sich mehr als versechsfacht – mehr als die Hälfte davon ging nach Mittel- und Osteuropa. Die Bilanz: 1998–2007 betrugen die Erträge der Auslandsbeteiligungen 20 Mrd. Euro.
•Der EU-Beitritt zwang sowohl die Privatwirtschaft als auch den Staat zu Umstrukturierungen, die die internationale Konkurrenzfähigkeit verbesserten: Fast alle Branchen profitierten davon. Benachteiligt wurden lediglich die klein strukturierte und vor dem EU-Beitritt abgeschottete Nahrungs- und Genussmittelindustrie oder Speditionsfirmen wegen des Wegfalls von Zollabwicklungen.

Durch den Maastricht-Vertrag wurde die Regierung zur Budgetkonsolidierung gezwungen. Dies hat zwar das Wirtschaftswachstum geringfügig gebremst, dafür machte es aber das kleine Land konkurrenzfähiger. Die durch den EU-Beitritt bewirkten Liberalisierungen und Privatisierungen ermöglichten Verbesserungen in internationalen Rankings, was wiederum Investoren anlockte. Last but not least: Experten schätzen, dass die Inflationsrate ohne EU-Beitritt etwa ein Prozent höher liegen würde. Österreichische Haushalte ersparen sich dadurch etwa 1,1 Mrd. Euro jährlich: etwa 145 Euro pro Person.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2009)

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