Dubai-Mord: Wie man EU-Pässe „sicher“ fälscht

(c) AP (Nader Daoud)
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Der Hamas-Mord hat gezeigt: Auch biometrische Ausweise sind nicht sicher. Unter Passfälschern ist die altbewährte Methode "Ausweis stehlen“ wieder en vogue. Auch Interpol schlägt Alarm.

BRÜSSEL/WIEN (red.). Die neuen biometrischen Pässe würden der Fälschungsindustrie ihren Todesstoß verpassen, war die EU-Kommission überzeugt, als sie 2004 solche elektronische Ausweise für die gesamte EU forderte. Etwa sechs Jahre später schmuggelt sich ein 27-köpfiges Killerkommando nach Dubai, um dort einen Anführer der radikalen Palästinenserorganisation Hamas zu töten. Die Mörder sind mit gefälschten Ausweisen eingereist– zahlreiche davon waren biometrische Pässe aus der EU.

Pass stehlen wieder en vogue

Wie Fälschungssicher sind also die neuen EU-Pässe? Laut Experten haben auch die ausgefeiltesten Profis kaum Chancen, diese zu kopieren. „Das sind sehr sichere Dokumente“, sagt Magnus Svenningson dem „EUobserver“. Er ist Chef des Unternehmens Speed Identity, das auf biometrische Datenverarbeitung spezialisiert ist. Die einfachere Methode: sich einen „richtigen Pass anzueignen“. Svenningsons Anleitung: Erst sucht man sich ein Opfer, das einem ähnlich sieht. Dann sollte man das eigene Foto mit Fotoshop ein wenig dem Aussehen des Opfers anpassen. Ist das erledigt, fordert man mit dem bearbeiteten Foto schriftlich einen neuen Pass an. Und wartet, bis dieser an die Adresse des Opfers geschickt wird. Genau das haben die Dubaier Täter getan.

Kein wirkliches Hindernis sind die in vielen Ländern geforderten Fingerabdrücke: „Es ist sehr billig, Fingerabdrücke zu fälschen“, meint Svenningson. „Am einfachsten ist es, wenn man sich einen Abdruck von einem Gegenstand, den das Opfer angefasst hat, besorgt.“ Davon wird dann ein vergrößerter Abzug gemacht, damit die Rillen sichtbar werden. Eine Kopie wird auf ein kleines, durchsichtiges Stück Plastik angebracht. Dieses wird bei der Identifizierung dann unauffällig auf der Fingerkuppe getragen.

Unter Passfälschern ist also die altbewährte Methode „Ausweis stehlen“ wieder en vogue. Auch Interpol schlägt Alarm: Auf ihrer Database vom Jahr 2008 scheinen fast 17 Millionen gestohlene Pässe auf. Fälschung sei nach wie vor ein lukratives Geschäft, warnt auch Europol: Viele Menschen seien bereit, viel Geld dafür zu zahlen, um damit in die EU einreisen und dort arbeiten zu können.

Es gibt aber auch andere Motive: Nach dem Hamas-Mord hat die Polizei in Dubai Dutzende weitere gefälschte Pässe entdeckt– sie seien auf die gleiche Weise manipuliert worden wie jene der Täter. Verantwortlich gemacht wird der israelische Geheimdienst Mossad.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2010)

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