EU-Staaten: 81 Millionen droht Armut

(c) Clemens Fabry
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Jeder achte Österreicher, etwa eine Million, lebt in einem Haushalt, der inklusive Sozialleistungen weniger als 60 Prozent des nationalen Medianeinkommens zur Verfügung hat.

Brüssel/Red. Jeder achte Österreicher, etwa eine Million, lebt in einem Haushalt, der inklusive Sozialleistungen weniger als 60 Prozent des nationalen Medianeinkommens zur Verfügung hat. Damit liegt Österreich allerdings deutlich unter dem EU-Schnitt von 17 Prozent (81 Millionen Europäer), wie das europäische statistische Amt (Eurostat) erhob.

Relativ am besten, was Einkommen und Lebensbedingungen betrifft, haben es laut Eurostat die Bürger von Tschechien, Slowakei und Niederlanden, wo nur neun bzw. jeweils elf Prozent mit weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens auskommen müssen. Am schlechtesten geht es den Bewohnern der baltischen Länder und Südosteuropas. In Lettland etwa waren 26 Prozent, in Rumänien 23 Prozent armutsgefährdet.

Um sich ein genaueres Bild zu verschaffen, schaute sich Eurostat nicht nur die Einkommen, sondern auch Details der sozialen Situation an. So leben 42 Millionen Bürger der EU-27, das sind acht Prozent, mit erheblichen materiellen Entbehrungen. Sie können ihre Rechnungen nicht bezahlen, ihre Wohnungen nicht angemessen heizen und verfügen über kein eigenes Auto oder Telefon. Bulgaren (41%) und Rumänen (33%) zählen zu den Ärmsten, Luxemburger, Schweden, Niederländer, Dänen und Spanier zu den Reichsten (3%). In Österreich leiden 524.000 Menschen oder 6,4 Prozent unter den erwähnten Entbehrungen.

Weitere 503.000 Österreicher (7,8%) leben in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit. EU-weit sind dies neun Prozent oder 34 Millionen. Die Iren weisen da den höchsten Wert mit 14 Prozent auf, Schweden, Litauer oder Letten mit fünf Prozent den geringsten. Die Daten der am Montag veröffentlichten Studie beziehen sich alle auf 2008. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 die Zahl der armutsgefährdeten und ausgegrenzten Bürger um 20 Millionen zu reduzieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2010)

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