Finanzkrise drückt auf die Stimmung der Europäer

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Das Glücksgefühl der EU-Bürger ist laut einer Umfrage seit 2006 deutlich gesunken. Am ausgeglichensten blieben die Finnen und die Dänen. Die Österreicher zählen hingegen zu den Pessimisten.

Brüssel/Wien. Die Finanz- und Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre hat einen Schatten über das Gemüt der EU-Bürger gelegt. Eine jüngst durchgeführte Eurobarometer-Umfrage zeigt einen deutlichen Stimmungseinbruch seit 2006.

Die Zahl der Menschen, die sich „die ganze Zeit“ oder zumindest die „meiste Zeit“ glücklich gefühlt haben, ist von insgesamt 65 auf 61 Prozent gesunken. Besonders stark drückte die Krise auf das Gemüt von Spaniern (minus neun Prozentpunkte) und Griechen (minus 18 Prozentpunkte). Das Glücksgefühl der Österreicher, die hier deutlich unter dem EU-Schnitt liegen, hat sich von 59 Prozent auf 55 Prozent reduziert.

Obwohl viele Bürger persönlich überhaupt keine Auswirkungen der Krise erlebt haben, fühlen sie sich „entmutigt und deprimiert“. Nur 35 Prozent gaben an, dass sie dieses Gefühl in den letzten vier Wochen nicht begleitet habe. 2006 waren es mit 43 Prozent noch deutlich mehr, die sich in jüngster Vergangenheit nie deprimiert gefühlt haben.

Griechen besonders betroffen

Besonders betroffen waren auch hier die Krisenländer (z. B. Griechenland mit minus 15 Prozentpunkte). Mit der angespannten Wirtschaftslage ist auch der Grad der individuell gefühlten Erschöpfung gestiegen. Lediglich 19 Prozent der EU-Bürger fühlten sich in den letzten vier Wochen niemals erschöpft (das sind minus neun Prozentpunkte im Vergleich zu 2006). Eine große Zahl der Menschen hat aber auch das Gefühl, weniger Energie zu haben. Und sie fühlen sich öfter müde.

Die Österreicher haben bei der Eurobarometer-Umfrage zwiespältig geantwortet. Ihr allgemeines Wohlbefinden liegt zwar unter dem EU-Schnitt, sie scheinen aber weitaus mehr Energie zu verspüren als die meisten anderen Europäer. 59 Prozent gaben nämlich an, sie hätten „viel Energie“ (EU-Schnitt: 51 Prozent). Sie haben auch weniger oft das Empfinden, sie hätten aufgrund gesundheitlicher Probleme weniger geschafft. Allerdings greifen die Österreicher auch öfter zu Antidepressiva.

Immer öfter psychologische Hilfe

Nicht weniger als neun Prozent der Österreicher gaben an, dass sie im vergangenen Jahr Medikamente gegen ihre schlechte Stimmungslage eingenommen haben. 16 Prozent haben sich „professionelle Hilfe“ zur Lösung ihrer psychologischen Probleme geholt.

Am ausgeglichensten haben die Finnen, Dänen und Niederländer auf die Krise reagiert. Bei ihnen dominiert eine positive Stimmung. 79 Prozent der Finnen fühlen sich die ganze Zeit oder zumindest die meiste Zeit glücklich. 70 Prozent geben an, sie seien voll Energie. Am unteren Ende finden sich die Portugiesen (46 Prozent Glückliche), die Griechen (43 Prozent) und die Letten (41 Prozent).

Länger im Krankenstand

Eurobarometer hat auch erhoben, ob die Befragten wegen ihrer psychischen Probleme öfter von ihrer Arbeit fernbleiben. Dabei zeigte sich, dass Personen, die Antidepressiva einnehmen, im Durchschnitt zwei bis drei Tage mehr Krankenstand aufweisen als jene, die nicht zu solchen Medikamenten greifen. Außerdem macht die Umfrage klar, dass Personen mit weniger Einkommen deutlich öfter an bedrückter Stimmung leiden als Personen mit höherem Einkommen. „Es ist die ärmste Bevölkerungsschicht, die sich am negativsten fühlt“, heißt es in der Studie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2011)

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