Politologen: Wahlbeteiligung "erwartbar niedrig"

Politologen Wahlbeteiligung erwartbar niedrig
Politologen Wahlbeteiligung erwartbar niedrig(c) Micheala Bruckberger
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Experten sehen die Nicht-Kandidatur von ÖVP und Grünen und den erwartbaren Ausgang der Wahl als Gründe für das Desinteresse der Wähler. Bei der FPÖ rechnen sie mit Konsequenzen.

Die Wahlbeteiligung bei der Bundespräsidentenwahl am Sonntag ist erwartbar niedrig gewesen, so die Meinungsforscher. Hierfür sei einerseits die Nicht-Kandidatur von ÖVP und Grünen, andererseits der bereits bekannte Ausgang verantwortlich gewesen.

"Das einzig interessante war ja, ob die Wahlbeteiligung über oder unter 50 Prozent liegt", so Wolfgang Bachmayer von OGM. Die Nichtkandidatur von Schwarz und Grün sowie die "uneinheitliche Linie" der ÖVP, was eine Empfehlung oder Weißwählen betrifft, ist für ihn für die geringe Teilnahme verantwortlich. Aber auch die roten und blauen Anhänger seien nur in bescheidenem Maße zu den Urnen geschritten. Die SPÖ-Wähler seien zu Hause geblieben, "weil alles klar war und keine Spannung zu erwarten war".

"Die Wahlbeteiligung ist wirklich sehr niedrig. Das hat schlicht mit dem Wahlkampf-Verlauf zu tun und dem erwartbaren Ausgang und der Kandidaten-Auswahl zu tun. Dementsprechend gab es nicht genug Motivation", stellte der Politologe Peter Hajek fest. Die Zahl der Weißwähler hielt sich laut Hajek und Politologe Peter Filzmaier "in Grenzen". Sie verglichen sie mit der Beteiligung bei Rudolf Kirchschlägers Wiederwahl. Auch jene, die keinen Kandidaten für wählbar hielten, dürften allerdings gleich zu Hause geblieben sein, meinten sie.

"Strache wird versuchen, in die Mitte zu rücken"

Bei der FPÖ habe die eigene Kandidatin zum Teil nicht mobilisieren können, ihr Ergebnis dürfte etwas unterhalb der letzten Nationalratswahl liegen, so Bachmayer. Er rechnet infolge mit Konsequenzen bei den Freiheitlichen: "Parteichef Heinz-Christian Strache wird versuchen, aus dem rechtsextremen Eck raus in Richtung Mitte zu rücken. Es wird eine Diskussion ausbrechen, die den rechten Flügel schwächen wird."

Einig sind sich die Meinungsforscher, was das von Strache zu Beginn des Wahlkampfs ausgegebene Wahlziel von 35 Prozent für Rosenkranz betrifft. Dieses sei "absurd" gewesen, so Filzmaier. Hajek bezeichnete es als "ziemlichen Mühlstein" für die eigene Kandidatin: "Das ist eine Niederlage von Rosenkranz, der FPÖ und Strache." Denn auch der blaue Parteiobmann habe viel plakatiert, meinte Hajek. Eine Lehre, welche die Blauen daraus ziehen sollten ist: "Mit der deutlichen Rechtspositionierung sind keine Wähler zu gewinnen. Das sollten sie beherzigen." Filzmaier erwartet keine großen Auswirkungen für die Blauen: "Die FPÖ wird im Burgenland, der Steiermark und Wien trotzdem klar zulegen. Das einzige Problem, das sie sich selbst eingehandelt hat, ist das absurde Wahlziel."

Rudolf Gehring attestierten die Politologen einen Achtungserfolg. "Er wird morgen oder übermorgen eine Fußnote der Geschichte sein. Aber als völliger Außenseiter hat er seine Chance genutzt. Das ist ein persönlicher Erfolg, aber die politische Bedeutung hält sich in Grenzen", meinte Bachmayer. Auch Hajek erklärte: "Er hat für einen Außenseiterkandidaten ein sehr gutes Ergebnis eingefahren. Das hat aber auch mit der Gegnerschaft zu tun." Für Filzmaier erreichte Gehring ein "respektables Ergebnis": "Mit sehr wenig Aufwand erreichte er viel Aufmerksamkeit. Jede Werbeagentur würde jubeln über das Echo und die Medienpräsenz." Sein Wahlziel habe er auf jeden Fall erreicht.

(APA)

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