ELGA: Wo die Gesundheitsakte funktioniert

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Mit der Ärztekammer und dem Koalitionspartner ÖVP werden offene Fragen zur Elektronischen Gesundheitsakte diskutiert. SPÖ-Gesundheitsminister Stöger hält am Start 2013 fest. In Dänemark ist das System erfolgreich.

Wien/Kopenhagen. In den Ordinationen Wiener Ärzte ist eine neue Kampagne inklusive Unterschriftenliste gegen die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) im Laufen. Fest steht, dass eine Einigung über das Vorhaben von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) und der Sozialversicherung bis in den Herbst auf sich warten lassen wird.

Denn in Arbeitsgruppen werden mit der Ärztekammer und dem Koalitionspartner ÖVP etliche Punkte, darunter die Kosten für Ärzte und eine anwenderfreundliche Benutzung, nochmals intensiv beraten. Vor allem die Ärzteschaft steht dem Projekt wegen Datenschutzbedenken – „gläserner“ Patient/Arzt – kritisch gegenüber.

Dänemark ist einen anderen Weg gegangen: Aktive und laufende Information der Bevölkerung trug schon während der Gesetzesentstehung zu Vertrauen und Transparenz bei. Das 2003 eingeführte dänische Modell blickt auf eine Erfolgsgeschichte zurück. Es versteht sich mehr als Gesundheitsportal denn als Gesundheitsakte und bietet neben Basisdaten wie Einblicken in die individuelle Krankengeschichte Zusatzservices und direkte Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Arzt und Patienten. Was sind die Eckpfeiler des dänischen Modells?

► Wahlmöglichkeit Opt-in versus Opt-out: Die freiwillige Beteiligung am Gesundheitsportal zeichnet das dänische System aus. Ein Opt-in stellt es jedem am Gesundheitssystem Beteiligten frei, ob er teilnehmen möchte. Der Patient muss sich aktiv anmelden und so seine Daten freigeben. Dänemark geht davon aus, dass Daten Eigentum des Bürgers sind und entsprechend behandelt und geschützt werden müssen. Genauso wie den Patienten steht es medizinischen Einrichtungen frei, teilzunehmen.

Österreich dagegen bevorzugt das Opt-out-Modell. Opt-out bedeutet die Umkehrung des Prozesses: Jeder, der nicht an Elga teilnehmen möchte, muss sich vom System abmelden (lassen). Obwohl Dänemark auf Freiwilligkeit setzt, kann sich die Beteiligung sehen lassen: 2006 (drei Jahre nach Start des Portals) waren alle dänischen Spitäler und Apotheken, 95 Prozent der niedergelassenen Allgemeinmediziner sowie 62 Prozent der niedergelassenen Fachärzte auf der Plattform vertreten.

► Kommunikation zwischen Patient und Arzt: Das dänische Modell bietet die Möglichkeit, medizinische Fragen schnell mit dem behandelnden Arzt zu klären. Dafür ist kein gesonderter technischer Aufwand notwendig, über die gesicherte Gesundheitsplattform kann per Mail Kontakt aufgenommen werden. Benutzerfreundlichkeit und Flexibilität sind entscheidende Erfolgskomponenten.

► Service: Das dänische Gesundheitsportal inkludiert neben Basisanwendungen – die eigentliche Gesundheitsakte – erweiterte, online verfügbare Services, wie zum Beispiel Arzttermine vereinbaren, Rezepte ausstellen, Qualitätsdaten von Krankenhäusern vergleichen oder sich als Organspender registrieren lassen. In Österreich ist vorerst nur die Datenspeicherung in Form der individuellen Krankengeschichte (Arztbriefe, Laborergebnisse, verabreichte Medikamente) des Patienten angedacht.

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