Staatsverträge: SPÖ nun doch für Vorabprüfung

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Staatsvertraege SPoe doch fuer(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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SP-Klubchef Josef Cap spricht sich überraschend für eine Reform nach deutschem Vorbild aus - und stellt sich damit gegen die ÖVP. Die FPÖ ist erfreut über die "Einsicht" und erwartet eine Gesetzesvorlage.

Die SPÖ tritt nun offenbar doch für die Vorabprüfung von Staatsverträgen durch den Verfassungsgerichtshof (VfGH) nach deutschem Vorbild ein. In Deutschland verkünden die Verfassungsrichter am heutigen Mittwoch, ob der Euro-Rettungsschirm ESM und der Fiskalpakt mit dem Grundgesetz vereinbar sind. In Österreich ist eine Prüfung erst nach Inkrafttreten möglich. Bundespräsident Heinz Fischer und VfGH-Präsident Gerhart Holzinger plädieren für eine Vorabprüfung von Staatsverträgen auch in Österreich. SP-Klubchef Josef Cap schloss sich dieser Position nun im Ö1-"Morgenjournal" an.

"Wir glauben, dass es Sinn macht, bei so großen Beschlüssen, die völkerrechtliche Abkommen, EU-Verträge betreffen, bereits am Beginn zu überprüfen. Die Schäden - wenn es sich herausstellen sollte - danach, wären natürlich groß. Daher ist das ein kluger Vorschlag", sagte Cap. "Wir werden uns bemühen, dass das schon in den nächsten Monaten möglich sein kann." Vor dem Sommer hatte die SPÖ eine derartige Vorabprüfung noch gemeinsam mit der ÖVP abgelehnt.

ÖVP befürchtet "Aushebelung des Parlaments"

Die Volkspartei bleibt auch im Vorfeld der deutschen ESM-Entscheidung bei ihrer Linie. VP-Klubchef Karlheinz Kopf argumentiert, dass es nicht Aufgabe der Verfassungsrichter sei, Gesetze mitzugestalten: "Der Verfassungsgerichtshof ist konzipiert als eine Überprüfungsinstanz im Nachhinein, wenn Entscheidungen getroffen sind. Ein anderer Weg wäre eine Aushebelung der gesetzgeberischen Alleinkompetenz unseres Parlaments."

Das Problem an der jetzigen Situation: Staatsverträge können vom Verfassungsgericht erst geprüft werden, nachdem sie ratifiziert und in Kraft gesetzt wurden. Sollten die Höchstrichter entscheiden, dass ein bereits in Geltung befindlicher Staatsvertrag verfassungswidrig ist, dann darf er innerstaatlich nicht mehr vollzogen werden. Außenpolitisch würde er aber in Geltung bleiben, die Regierung wäre daher im Außenverhältnis an die im Staatsvertrag gemachten Zusagen (etwa Haftungen und Zahlungen beim ESM) gebunden.

FPÖ "erfreut über Einsicht"

Die Freiheitlichen zeigten sich am Mittwoch erfreut über die "Einsicht" der SPÖ, was eine Vorabprüfung von Verfassungs-Gesetzen betrifft. Diese wäre "sehr sinnvoll", appellierte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl in einer Aussendung auch an die ÖVP.

Die Vorabprüfung von Staatsverträgen durch Verfassungsrichter würde die Gesetzgebungskompetenz des Parlaments nicht infrage stellen, meinte Kickl. Im Gegenteil, erspare man sich teilweise oder gänzliche Aufhebungen und lange Nachverhandlungen. Kickl erwartet sich nun aufgrund der Aussagen von Cap eine entsprechende Gesetzesvorlage.

(APA)

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