Stronach eröffnet den Wahlkampf, das Programm seiner Partei ist aber noch nicht fertig. Der Milliardär präsentiert sich als "Mann des Volkes" und wettert gegen Banken und Regierung.
"Das ist einer der wichtigsten Tage in der Geschichte Österreichs; der Tag wird auch in die Geschichte der Welt eingehen." Frank Stronach stapelte bei der offiziellen Vorstellung seiner Partei nicht gerade tief. Über das Programm von „Team Stronach" erfuhr man in der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz am Donnerstag allerdings kaum Neues. In einer 45 Minuten langen „Grundsatzrede" sprach der Milliardär und Magna-Gründer vor allem über sein Leben und seine Werte. Das Parteiprogramm sei noch „in Auswertung", es soll im April fertig sein. Bis dahin steht auf der Homepage der Partei ein "Grundsatzprogramm" zum Download bereit.
"Ich bin angesehen als einer der besten Wirtschaftsmanager", lobte sich Stronach und betonte gleichzeitig: „Ich bin ein Mann des Volkes, ich komme aus einer Arbeiterfamilie und habe das nie vergessen". Damit unterscheide er sich auch von der SPÖ: Dort hätten die meisten „nie Dreck unter den Fingernägeln gehabt". Die SPÖ habe mit der Zustimmung zum Euro-Rettungsschirm ESM „die Arbeiter an die Banken verkauft." Überhaupt hätten die Banken weltweit zu viel Einfluss auf die Regierungen, wetterte Stronach. Die ÖVP sei sowieso eine "Bankenpartei".
Für Flat Tax und Studiengebühren
Nach Stronachs Vorstellung sollte es möglich sein, dass jeder, der sparsam und einfach lebt, nach 20 Jahren Arbeit genug Geld hat um von den Zinsen leben zu können. Inhaltlich ein wenig konkreter wurde der Austro-Kanadier auf Nachfrage beim Thema Steuern: Er sei für eine "Flat Tax" (in seinen Worten "Fair" Tax), die nach fünf Jahren seiner Regierungsbeteiligung und einem Abbau in der Verwaltung etwa 25 Prozent betragen könnte. Wie er in der Verwaltung sparen will? Die Sozialversicherungen sollten zu einer zusammengelegt werden. Außerdem erklärte er erneut, VP-Chef Michael Spindeleggers Vorschlag aufgreifen und die ÖBB sanieren zu wollen. Das "Team Stronach" setzt sich auch für eine Arbeitnehmerbeteiligung an den Gewinnen der Unternehmen ein.
Der Milliardär wiederholte in seiner Rede seine Ablehnung gegenüber der Gemeinschaftswährung: Jedes Land solle seinen eigenen Euro mit erhalten, der Österreich-Euro wäre dann etwa mehr wert als der Griechenland-Euro. Eine gemeinsame Währung ist für den Austro-Kanadier so, "wie wenn Nachbarn sich ein Geldbörsel teilen würden: Das ist wider die Natur".
"Österreich ist Familie für mich.“ Frank Stronach über die Gründe, warum er sich politisch engagiert. (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
"Ich war auch schon hungrig weil ich kein Geld hatte um Essen zu kaufen."Noch einer der "Hauptgründe". (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
"Merkel ist entweder dumm oder sie spielt mit den Banken mit".Der Neo-Politiker über die deutsche Kanzlerin. (c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
"Wir müssen die Verwaltung zivilisiert abbauen, nicht mit Motorsägen." Stronach über seinen Plan zur Verwaltungsreform.
„Es ist leichter glücklich zu sein, wenn man Geld hat“Der Milliardär spricht "aus eigener Erfahrung".
"Ich war immer schon ein Glashaus."Der Magna-Gründer über die Schattenseiten der Bekanntheit. (c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
"Ich bin die Person, die die Werte vorgibt." Der Obmann vom "Team Österreich" vertritt die Partei "alleine nach außen". (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
"In den meisten Ländern werden Regierungen durch die Banken bestellt."Stronach über den "schon immer großen" Einfluss der Banken. (c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
"Frank Stronach hat immer sein Wort gehalten und er war ein guter Mensch" - so soll es auf seinem Grabstein stehen. (c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
''Merkel ist entweder dumm oder spielt mit den Banken mit''
Zu der Diskussion um seine Steuern sagte der Parteichef, dass er den größten Teil in Kanada entrichte und in Österreich etwa eine Million an Abgaben leiste. Steuerliches Interesse bestünde an ihm an vielen Orten: "Für jedes Land bin ich ein großer Fisch und jeder will ein Stück davon."
Nach seinem Wahlziel gefragt sagte der Austro-Kanadier: „Ich setze mir eine hohe Latte: Ich will die meisten Stimmen".
Er ist der sechste Abgeordnete im Bunde: Stefan Markowitz wechselt zum "Team Stronach". Der 35-jährige Klagenfurter ist bereits der fünfte Überläufer aus dem BZÖ, Stronachs sechster Abgeordneter ist ein "wilder". Ein Überblick über jene, die bereits zu Stronach wechselten - und jene, die ihm einen Korb gaben.
Der Vorarlberger Christoph Hagen hat dem BZÖ im Oktober 2012 Adieu gesagt und bei Stronach angeheuert. (c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
Elisabeth Kaufmann-Bruckberger saß erst seit Dezember 2011 für das BZÖ im Nationalrat, im vergangenen Sommer entschied sich die Niederösterreicherin für einen Wechsel zum Austro-Kanadier. (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
Der Kärntner SPÖ-Nationalratsabgeordnete und Bürgermeister von Spittal an der Drau, Gerhard Köfer, und sein Vize und Parteikollege, Hartmut Prasch, sind als erste zu Frank Stronach übergelaufen. Als Motiv für seinen Wechsel nannte Köfer die Herausforderung, bei einer neuen Bewegung dabei zu sein, und die Möglichkeit, ganz vorne mitzuarbeiten und das Programm mit zu entwickeln.
Erich Tadler, "wilder" Ex-BZÖ-Abgeordneter, steht ebenfalls auf der Liste des Milliardärs. Tadler hatte 2010 im Zuge der Abspaltung der Kärntner Freiheitlichen den BZÖ-Klub verlassen müssen. BZÖ-Chef Josef Bucher behauptete damals, Tadler habe seinen Verbleib bei den Orangen an finanzielle Bedingungen geknüpft, was dieser bestritt. (c) APA/HELMUT FOHRINGER, GEORG HOCH (HELMUT FOHRINGER, GEORG HOCHMUTH)
Der ehemalige BZÖ-Mandatar und derzeit "wilde" Abgeordnete Robert Lugar meldete sich am 23. August als offizieller Mitstreiter Stronachs. Er werde eine "tragende Rolle spielen". Er war der dritte übergelaufene Abgeordnete und stellte sicher, dass Stronach keine Unterstützungserklärungen aus der Bevölkerung für die Kandidatur bei der Nationalratswahl braucht.
Eine Rolle in der neuen Partei soll auch Karin Prokop, die Tochter der früheren ÖVP-Innenministerin Liese Prokop, spielen. Am Bild: Stronach, Köfer, die Ex-FPÖ-Politikerin aus der Steiermark, Waltraud Dietrich und Karin Prokop (c) APA/GERT EGGENBERGER
Stronach fischt für seine Parteigründung offenbar auch in den Reihen der Grünen nach Personal: Kein Erfolg beschieden war den Rekrutierungsversuchen bei dem Wiener Gemeinderat Christoph Chorherr. "Ja, man hat versucht, mich ins Boot zu holen", bestätigte dieser. Seine Antwort sei aber eindeutig gewesen, er gab dem Industriellen einen Korb. (c) APA/HELMUT FOHRINGER
Auch der grüne Ex-EU-Abgeordnete Johannes Voggenuber ließ den austro-kanadischen Milliardär abblitzen, berichtet der "Kurier". Er habe Stronach demnach zwei Mal auf der Mailbox gehabt, sah aber "keinen Grund, zurückzurufen". (c) APA/GEORG HOCHMUTH
Immer wieder fiel im Zusammenhang mit der Stronach-Partei der Name des ehemaligen Bauernbund-Obmanns Fritz Grillitsch (ÖVP). Er sprach allerdings von einem "Sommertheater". Seine politische Heimat sei nach wie vor die steirische Volkspartei.
Auch bei dem früheren ÖVP-Landesrat Herbert Paierl soll Stronach angefragt haben. Er hüllt sich aber in Schweigen. Gegenüber dem ORF Steiermark reagierte er mit "no comment".
Hoch im Kurs stand auch der stellvertretende BZÖ-Klubobmann Peter Westenthaler. Immerhin war er schon einmal für Stronachs Magna-Konzern tätig. Westenthaler machte den Spekulationen aber ein Ende: Er habe an einem Parteiwechsel kein Interesse.
Berichtet wurde auch über einen Einstieg von Waltraud Klasnic (ÖVP) bei dem Austrokanadier. Sie war von Jänner 1996 bis Oktober 2005 Landeschefin der Steiermark.Klasnic ließ über einen Sprecher ausrichten, sie stehe nicht zur Debatte.
Ein weiterer prominenter Name in der Gerüchteküche war die frühere VP-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky.Die Spekulationen ebbten aber bald wieder ab. In einer Aussendung stellte sie klar: "Ich habe beim Ausscheiden aus meinem politischen Amt deutlich festgehalten, dass dieses Kapitel für mich abgeschlossen ist - daran hat sich nichts geändert." (c) APA
Magna-Gründer und Sportmäzen Frank Stronach stellte seine Partei im Schloss Schönbrunn vor - mit einem Vorabprogramm und viel Pathos. „Ich bin der, der die Werte vorgibt“, stellt Stronach klar.