In fast allen Bundesländern machte die Ärztekammer gegen drohende Einsparungen mobil. Unabhängig von den Protesten fanden am Mittwoch auch Gespräche zwischen der Spitze der Ärztekammer mehreren Ministern statt.
Wien/Apa/Ib. So groß wie angekündigt fiel der Protest der Österreichischen Ärztekammer am Mittwochnachmittag dann doch nicht aus: Bundesweit verteilten einige Vertreter sowohl auf öffentlichen Plätzen als auch in Ordinationen Flyer gegen die geplante Gesundheitsreform von Bund, Ländern und Sozialversicherung, da man Einsparungen und Leistungskürzungen befürchte. Darauf ist etwa eine Karikatur von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) zu sehen, der mit einer Kreissäge einem Patienten einen „Aderlass“ verpassen will. In Wien hingegen wurden Vorher-nachher-Bilder verteilt: Vor der Reform wird ein Patient mit dem Rettungsauto ins Krankenhaus gebracht – nach der Reform ist das Auto allerdings gestrichen.
Alles ziemlich übertrieben – das finden nicht nur Bund und Länder, das sieht auch die niederösterreichischen Ärztekammer so – sie beteiligte sich nicht an den Protesten.
Politische Gespräche
Unabhängig von den Protesten fanden am Mittwoch auch Gespräche zwischen der Spitze der Ärztekammer und Vizekanzler Michael Spindelegger, Finanzministerin Maria Fekter (beide ÖVP) sowie Staatssekretär Josef Ostermayer (SPÖ) statt. Dabei hätten die Ärzte die Errichtung von bundesweit 1000 zusätzlichen Ordinationen gefordert, meint der stellvertretende Ärztekammer-Präsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Johannes Steinhart. Man müsse die Patienten verstärkt vom stationären in den niedergelassenen Bereich verlagern – um die Spitalsambulanz zu entlasten. „Dafür muss der niedergelassene Bereich in den Fokus der Politik gerückt werden“, so Steinhart. Die Gespräche liefen „sehr konstruktiv, es sind aber mit Sicherheit noch weitere Gespräche notwendig“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2012)