Androsch, Karas, Strache: Die Stehaufmännchen

Eine Krise muss nicht das Ende der politischen Karriere sein: Viele schafften den Weg zurück.

Norbert Darabos ist nicht der Einzige, der nach einer schwierigen Phase wieder den Weg zurück gefunden hat. Gerade in der SPÖ gibt es etliche politische Stehaufmännchen, die einen Karriereknick überwunden haben. Der Prominenteste ist sicherlich Hannes Androsch. Der Vizekanzler und logische Nachfolger von Bruno Kreisky ist am Konflikt mit seinem einstigen Mentor (und an einer Steueraffäre) gescheitert. Als Unternehmer hat er ein beachtliches Firmenimperium (Salinen, AT&S) aufgebaut. Und in der Politik mischt er auch wieder mit: als angesehener Elder Statesman, der Initiativen wie das Bildungsvolksbegehren oder die Berufsheerkampagne pusht.

Auch ein anderer Kreisky-Kronprinz hat das Tief überwunden: Karl Blecha, nach einer Verurteilung in der Noricum-Affäre aus der Politik ausgeschieden, hat als Sozialwissenschaftler in Osteuropa gute Geschäfte gemacht, ehe der ehemalige Innenminister als Präsident des sozialdemokratischen Pensionistenverbands auf die politische Bühne zurückkehrte.

In Kärnten feierte die ehemalige Parteivorsitzende Gaby Schaunig ein unerwartetes Comeback. Wegen Jörg Haiders rüdem Umgang mit der Opposition hatte sie einst entnervt das Handtuch geworfen und war Anwältin geworden. Jetzt holte sie ihr Nachfolger Peter Kaiser zurück in die Regierung – mit der Aufgabe, das Kärntner Budget zu sanieren.

In der ÖVP hat Othmar Karas einen Tiefschlag überwunden. Dem Europaparlamentarier war bei der EU-Wahl 2009 Ernst Strasser vorgesetzt worden. Doch ausgerechnet der spröde wirkende Karas schaffte mit seinem Vorzugsstimmenwahlkampf einen überraschenden Prestigeerfolg. Strasser ist inzwischen Geschichte, Karas ist zwar bei der Parteiführung weiterhin nicht beliebt, er kann sich aber als einer von wenigen Parlamentariern einen eigenständigen Kurs leisten.

Parteifreundin Maria Fekter hatte auch lange Jahre am Abstellgleis verbracht. Sie war in jungen Jahren Staatssekretärin unter Wolfgang Schüssel geworden, hatte mit ihrem Minister und späteren Parteichef aber nicht das beste Einvernehmen, womit ihr nur die Rolle als einfache Abgeordnete blieb. Nach Schüssels Abgang folgte dann eine steile Karriere: Sie wurde Fraktionsführerin im Eurofighter-Untersuchungsausschuss, Volksanwältin, Innenministerin und Finanzministerin.

Im freiheitlichen Lager (FPÖ, BZÖ, FPK etc.) wimmelt es geradezu von Stehaufmännchen: Jörg Haider hat nach schweren Krisen immer wieder den Weg zurück gefunden, auch in seiner „Buberlpartie“ gab es ein ständiges Auf und Ab: Politiker wie Martin Strutz oder Mathias Reichhold wurden verstoßen und wieder zurückgeholt. Heinz-Christian Strache ist überhaupt mit einer Krise gestartet: Als er die Partei übernahm, hatte die nur noch zwei Abgeordnete und miserable Umfragewerte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2013)

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