Gorbach vor Gericht: "Haider war der große Meister"

Universaldienstverordnung keine Causa prima
Universaldienstverordnung keine Causa prima(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Die Universaldienstverordnung war nicht der Grund für Telekom-Zahlungen ans BZÖ, sagt der Ex-Vizekanzler. Diese sei ja "kein großer Knaller" gewesen.

Der Telekom-Prozess um Geldflüsse an das BZÖ im Wahlkampf 2006 wurde am Dienstag mit der Befragung von Ex-Vizekanzler Hubert Gorbach fortgesetzt. Der frühere Verkehrsminister sagte zum Zustandekommen der Universaldienstverordnung im Jahre 2006 aus. Die Anklage geht nämlich davon aus, dass die Telekom die Zustimmung des Bündnisses zu der Novelle mit einer verdeckten Parteispende über 960.000 Euro gewinnen wollte.

Die Novellierung dieser Verordnung sei nur eines von vielen offenen Themen und keine "Causa prima" gewesen, betonte Gorbach gegenüber Richter Michael Tolstiuk. Damit befasst sei seine Beamtenschaft gewesen, es könne sein, dass auch Vertreter des Telekom-Regulators RTR an ihn herangetreten seien. "Vonseiten der Telekom ist mir nicht erinnerlich, dass jemand an mich herangetreten wäre", hielt er fest.

Universaldienstverordnung

Die UDVO regelt die Leistungsverrechnung zwischen den Telekommunikationsunternehmen. Die Telekom soll sich durch die Novelle zehn Millionen Euro erspart haben. Hubert Gorbach soll nach seinem Ausscheiden aus der Politik als Minister 2007 von der Telekom über den Lobbyisten Peter Hochegger 264.000 Euro erhalten haben. Laut dem Ex-Telekom-Manager Gernot Schieszler zahlte die Telekom das Geld an Gorbach als Gegenleistung für eine Novelle der UDVO. Gorbach wies die Vorwürfe bisher stets zurück.

"War nicht der große Knaller"

Punkt zwei der Befragung von Garbach bildete dann das Thema Wahlkampf 2006. Damals sollen laut der Staatsanwaltschaft Telekom-Gelder an zwei für das BZÖ tätige Werbeagenturen geflossen sein. Konkret sollen diese 960.000 Euro bekommen haben, wovon 240.000 für den später abgesagten Persönlichkeitswahlkampf der damaligen Justizministerin Karin Gastinger aufgewendet wurden. Gorbach betonte, nicht in die Erstellung des Budgets oder die Einwerbung von Spendengeldern für das BZÖ involviert gewesen zu sein. Angesprochen auf die Existenz von Sponsoren, verwies er auf den verstorbenen Parteigründer Jörg Haider: "Da gab es schon einen großen Meister, da wurde nicht alles in Gremien besprochen und offiziell im Protokoll festgehalten."

Dass die Universaldienstverordnung Grund für die von der Telekom in Richtung BZÖ geflossenen 960.000 Euro gewesen sein könnte, schloss Gorbach aus. Der mitangeklagte Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer habe ja gesagt, dass es hier nur um 0,14 oder 0,15 Prozent des gesamten Festnetzumsatzes des Konzerns gegangen sei: "Da kann man sich schon ausrechnen, dass das nicht der große Knaller innerhalb der Telekom gewesen sein muss." Es sei nur darum gegangen, eine "Ungerechtigkeit" zulasten der Telekom (die Gratis-Benutzung der Telefonzellen durch private Konkurrenten, Anm.) zu beseitigen. Gorbach: "Das war eine absolute Mini-Verordnung."

Hochegger, ein Lobbyist?

Den Lobbyisten Peter Hochegger will der frühere Vizekanzler drei bis fünf Mal im Ministerium getroffen und als PR- und Strategieberater erlebt haben: "Ich habe ihn persönlich nie als Lobbyist wahrgenommen im klassischen Sinn." Mit dem damaligen BZÖ-Abgeordneten Klaus Wittauer werde er "sicherlich dann und wann" über Telekom-Themen gesprochen haben, aber an explizite Sitzungen zu diesen Themen könne er sich nicht erinnern, so Gorbach. Die Rolle des mitangeklagten damaligen Bündniskoordinators Arno Eccher in der Partei beschrieb er als "ähnlich einer Sekretärin, einer guten".

Lobbyisten-Kontakte habe er in seiner Amtszeit selten gehabt, meinte Gorbach in seiner knapp eineinhalbstündigen Befragung: "Solche Kontakte gab es nicht wahnsinnig viele, weil man relativ gut abgeschirmt war als Minister und Vizekanzler." Er habe in solchen Fällen in der Regel die Visitenkarte angenommen, ein Stichwort darauf vermerkt und dann einen Rückruf durch einen Kabinettsmitarbeiter veranlasst.

Zeugin: Gastinger wusste von Telekom-Geld

Nach Gorbach wurde die Gattin des mitangeklagten damaligen Sprechers von BZÖ-Justizministerin Karin Gastinger, Christoph Pöchinger, befragt. Sie arbeitete bis Herbst 2006 in Gastingers Kabinett. Dort sei man anfangs davon ausgegangen, dass das Geld für Gastingers Wahlkampf aus dem BZÖ stammte, ab einem gewissen Zeitpunkt habe man aber gewusst, dass es von der Telekom kam, erklärte sie.

Die Ermittlungen gegen Gastinger in diesem Zusammenhang sind mittlerweile eingestellt worden - mit der Begründung, dass Gastinger "nicht bewusst war, woher die Mittel gekommen sind".

(APA/Red.)

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