Die Bundespartei wollte auf Konten der Ländergruppen zugreifen und Landespolitikern den Zugriff darauf verwehren - teilweise mit Erfolg.
Die Bundespartei des Team Stronach soll versucht haben, verschiedenen Landesparteien den Zugriff auf deren Konten zu verwehren. So gab etwa Salzburgs Landesgeschäftsführerin Karin Prokop am Dienstag bekannt, zu dem Wahlkampfkonto (auf das auch die Mitgliedsbeiträge gehen) keinen Zugang mehr zu haben. Bisher sei die Bundespartei zeichnungsberechtigt gewesen, auch sie und der kürzlich abgesetzte Landesobmann Hans Mayr hätten stets darauf zugreifen können. Diese Berechtigung habe nun aber keine Gültigkeit mehr. Wann genau sie aufgehoben wurde, wusste Prokop nicht: "Die Bank gibt uns keine Auskunft."
Fördergelder aus Salzburg laufen auf ein zweites Konto, für das Mayr die Zeichnungsberechtigung hatte, die aber mit dem Obmannwechsel an Helmut Naderer übergegangen sei.
"Bundespartei versuchte, auf Konto zuzugreifen"
In Kärnten soll ebenfalls versucht worden sein, eine derartige Kontosperre zu etablieren. "Nach einer Überprüfung hat sich herausgestellt, dass durch die Bundespartei versucht wurde, auf eines unserer Konten zuzugreifen", sagte der Klubobmann im Landtag, Hartmut Prasch, Dienstagnachmittag. Die Realisierung sei aber nicht gelungen.
Den Gerüchten zufolge war auch Niederösterreich betroffen, dort war vorerst aber niemand erreichbar. Auch die stellvertretende Bundesparteichefin Kathrin Nachbaur sowie Parteianwalt Michael Krüger gaben bisher keine Stellungnahme zu der Causa ab.
Im Team Stronach gehen seit der Nationalratswahl die Wogen hoch. So hat Parteigründer Frank Stronach etwa die drei Landesobleute in Kärnten, Salzburg und Niederösterreich ausgetauscht. Außerdem will er investiertes Geld zurück.
Drei Jahre nach der Gründung des Team Stronach ist in der jungen Partei das Chaos ausgebrochen. Milliardär Frank Stronach baute seine Partei kräftig um, in den Landesorganisationen regt sich Widerstand und nun verliert der Magna-Gründer auch noch seine "rechte Hand", alias Kathrin Nachbaur. Ein Überblick über das große Köpferollen. (c) APA
Zuerst traf es Klubchef Robert Lugar (Bild). Er musste seinen Posten für Stronachs Vertraute Kathrin Nachbaur räumen. Auch aus dem Vorstand wurde er geworfen. Zuerst sollte Lugar mit dem Job des Generalsekretärs vertröstet werden, wird nun aber doch nur einfacher Abgeordneter.Auch von Wahlkampfleiter Tillmann Fuchs trennte sich die Partei. (c) APA
Im Mai 2013 war Elisabeth Kaufmann-Bruckberger als Landesparteiobfrau Niederösterreichs eingesetzt worden, zwei Tage nach der Wahl musste sie ihren Posten schon wieder räumen. Ihre Nachfolgerin ist Renate Heiser-Fischer, eine Angestellte der Stronach-Group. (c) APA
Der Kärntner Landesparteiobmann Gerhard Köfer (Bild) wurde am 2. Oktober 2013 abgesetzt. Als neuer Landeschef wurde Siegfried Schalli eingesetzt - lange hielt er sich aber nicht.Am 14. Oktober dann die nächste Änderung: Das neu gegründete Bundesdirektorium des Team Stronach wählte Andrea Krainer als neue Landesparteiobfrau für Kärnten. (c) APA
Am selben Tag wie Köfer, also am 2. Oktober, wurde auch der Salzburger Obmann Hans Mayr abgesetzt. Der Landesrat hatte Frank Stronach kurz zuvor aufgrund überraschender Personalrochaden das Fehlen einer Basisdemokratie innerhalb der Partei vorgeworfen. Mayrs Nachfolgern wurde der Landtagsabgeordnete Helmut Naderer. (c) APA
Am 8. Oktober erreichte das Chaos Vorarlberg: Nach einer Landessitzung traten zwei Vorstandsmitglieder und neun Ortsgruppenobleute - folglich der gesamte Vorstand bis auf Landesgruppenobmann Christoph Hagen (Bild) - geschlossen von ihren Funktionen zurück und aus der Partei aus. Zuvor waren Berichte aufgetaucht, wonach das Team künftig von Wien aus geführt werden könnte. Hagen sieht aber "das letzte Wort noch nicht gesprochen". (c) APA
Im November 2013 der nächste Streich: Die Bundespartei schloss das Büro in Tirol, die Landespartei unter Walter Jenewein spaltete sich ab. Im selben Monat legte Monika Lindner (Bild) ihr Mandat zurück, Ex-Miss World Ulla Weigerstorfer folgte und sorgte für einen Kopf mehr im Parlamentsklub.
Am 29. November schloss der Bundesparteivorstand Elisabeth Kaufmann-Bruckberger und Ernest Gabmann wegen parteischädigenden Verhaltens aus. Diese gründen daraufhin das "Team NÖ" aus dem Kaufmann-Bruckberger wenige Monate später zurücktrat. Der Grund: Sie hatte zugegeben, bei einem Immobiliendeal zwischen Kärnten und dem ÖGB bzw. der Bawag über 700.000 Euro bekommen und an das damalige BZÖ weitergeleitet zu haben. APA/ROLAND SCHLAGER
Am 18. November erreichten die Spannungen einen neuen Höhepunkt: Klubchefin Kathrin Nachbaur ging mit ihrer Schwangerschaft an die Öffentlichkeit und richtete am selben Tag ein Schreiben an den Vorstand, dass sie die Partei verlässt. Die Agenden der Klubchefin übernahm Waltraud Dietrich. Wolfgang Auer (Bild) wurde Vizechef der Partei - bald aber sollte er via Aussendung von seiner Ablösung als ebensolcher erfahren. APA/HELMUT FOHRINGER
Am 3. Juni 2015 gaben die Abgeordneten Georg Vetter und Marcus Franz ihren Übertritt in den Parlamentsklub der ÖVP bekannt. Der Klub des Teams Stronach schrumpfte damit auf neun Abgeordnete. 21 Tage später beschloss der Bundesparteivorstand die Abberufung von Leo Steinbichler als Chef der oberösterreichischen Landespartei, weil sich dieser "permanent über sämtliche Vorgaben der Bundespartei hinweggesetzt hat". APA/HANS KLAUS TECHT
Der bisher letzte Paukenschlag erklang am 1. August 2015: Mit Kathrin Nachbaur und Rouven Ertlschweiger verließen zwei weitere Abgeordnete das Team Stronach Richtung ÖVP - damit besteht der Klub lediglich mehr aus sieben Abgeordneten. ÖVP-Klub