Lindners Lebensgefährte soll 2 Mio. € erhalten haben. Im ORF wird betont, man habe „großes Interesse an einer raschen Klärung“ der Vorwürfe.
Wien. Der Vorwurf der „Freunderlwirtschaft“ bleibt auch weiterhin an Monika Lindner haften. Am Dienstag erhielten die Vorwürfe neue Nahrung: Die ORF-Revision gab bekannt, dass sie alle Aufträge an Kreativdienstleister prüfen werde, die Lindner in ihrer Zeit als NÖ-Landesintendantin und Generaldirektorin des ORF (1998–2006) vergeben hat.
Die nunmehrige Nationalratsabgeordnete soll ihren Lebensgefährten, den Werber Günter Lebisch, in ihrer ORF-Zeit mit Aufträgen in der Höhe von zwei Millionen Euro versorgt haben. Lebisch bzw. dessen Agentur ComCom soll – ohne Ausschreibung, Pitch (Agenturenwettbewerb) und Vertrag – unter anderem die Kampagnen „Alles bleibt besser“ und „Danke“ verantwortet haben. Solche freihändigen Auftragsvergaben gibt es heute im ORF nicht mehr: Der aktuellen Kampagne „ORF. Wie wir“ ging ein Wettbewerb voraus, der von einem Anwalt überwacht und von einer Jury bewertet wurde.
Vorwürfe rasch klären
Die ORF-Revision soll nun prüfen, ob bei den unter Lindner vergebenen Aufträgen alle internen wie externen Vorschriften und Gesetze eingehalten wurden. Im ORF wird betont, man habe „großes Interesse an einer raschen Klärung“ der Vorwürfe. Gleichzeitig heißt es, Lebischs Agentur ComCom habe „ab 2007, also dem Beginn der Funktionsperiode von Alexander Wrabetz, keine Aufträge mehr vom ORF erhalten“.
Bereits im Vorfeld der ORF-Wahl 2006, bei der sich letztlich Herausforderer Wrabetz gegen Amtsinhaberin Lindner durchsetzen konnte, kursierten Dokumente, in denen Aufträge an Lebisch in der Höhe von 1,7Mio. Euro aufgelistet und kritisiert wurden – mittlerweile ist von zwei Millionen die Rede. Für die Causa interessiert sich auch der ORF-Stiftungsrat, der am 14.November tagt. (APA/i.w. [ Fabry ])
("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2013)