Stronach-Mandatar: "Homosexualität ist amoralisch"

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Stronach-Mandatar: "Homosexualität ist amoralisch"APA/HELMUT FOHRINGER
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Der Arzt Marcus Franz verurteilt freiwillige Kinderlosigkeit und bezeichnet Homosexualität als "genetische Anomalie". Die Ärztekammer fordert eine Entschuldigung. Kritik kommt auch aus der eigenen Partei.

Marcus Franz, Primar am Wiener Hartmann-Spital und Neo-Abgeordneter des Team Stronach, sorgt mit einem Interview im "Profil" für Aufregung. Der Wiener Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres forderte am Montag eine öffentliche Entschuldigung von dem Mediziner.

Franz erklärt in dem Interview unter anderem, 30 Prozent der Armen seien wohl selbst schuld. Freiwillige Kinderlosigkeit verurteilt er als "amoralisch". Auf die Frage, ob es die Pflicht von allen sei, Kinder zu bekommen, antwortet er mit "Ja". Und ergänzt gegenüber der Journalistin Eva Linsinger: "Wir könnten uns theoretisch vereinigen und jetzt ein Kind zeugen."

Zum Thema Homosexualität meint der Arzt, es handle sich um eine genetische Anomalie. "Wenn ich strenge Moralmaßstäbe anlege, ist es mit Sicherheit amoralisch."

Kritik an "inakzeptabelen" Aussagen

Diese Aussagen seien "empörend und inakzeptabel", schreibt Kammerpräsident Szekeres in einem offenen Brief. Franz solle sie zurückzuziehen und sich öffentlich entschuldigen. Übersetzt würden Franzs Äußerungen bedeuten, dass Homosexualität für ihn eine angeborene Krankheit sei, noch dazu außerhalb jeglicher moralischer Kategorie. "Diese Aussage ist auf das Schärfste zurückzuweisen", so Szekeres.

Auch das Netzwerk "agpro" (austrian gay professionals) fordert eine öffentliche Entschuldigung von Franz. Dessen Äußerungen seien beleidigend und diskrimierend und würden auch aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen. Für die Grünen sind die Aussagen des Nationalratsabgeordneten "unglaublich" und "haben in der Politik nichts verloren". Parteichef Frank Stronach und Klubobfrau Kathrin Nachbaur müssten Stellung beziehen, so Bundesrat Marco Schreuder.

Franz "klar gegen Diskriminierung"

Franz selbst betonte am Montag, er sei "ganz klar gegen jegliche Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen". Tatsache sei aber, dass es aufgrund der demographischen Entwicklung zu einer Überalterung der Gesellschaft komme. "Hier möchte ich wachrütteln und auf die bestehenden Probleme hinweisen", erklärt der Nationalratsmandatar in einer Aussendung.

Kritik kam aber auch aus der eigenen Partei. Die Obfrau des Team Stronach in Niederösterreich, Renate Heiser-Fischer, distanzierte sich in einer Aussendung ausdrücklich von Franz' Äußerungen: "Das sind nicht unsere Werte. Wir bekennen uns zu einer offenen und toleranten Gesellschaft, deren Familienplanung auf Freiwilligkeit basiert und deren Umgang mit der sexuellen Ausrichtung anderer von Respekt getragen wird."

>> Interview im "Profil"

(Red.)

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