Jeder vierte Euro fließt in die Verwaltung

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43 Milliarden Euro flossen 2012 in den öffentlichen Dienst. Der Sparkurs wirkt aber: Der Anteil an den Gesamtausgaben ist leicht rückläufig. Erstmals legten die Länder ihre Personalstände offen.

Wien. Bei den Regierungsverhandlungen sind sich SPÖ und ÖVP einig, dass ein wesentlicher Teil der Einsparungen bis 2018 in der öffentlichen Verwaltung und bei den Beamten erfolgen muss. Schon fix paktiert ist, dass der bis 2014 geltende Aufnahmestopp im Bundesdienst verlängert wird. Wegen der Erhöhung der Beamtengehälter kommt es gerade zur Kraftprobe zwischen Regierung und Gewerkschaft. Denn die Regierung hat, wie der „Presse“ aus verlässlicher Quelle bestätigt wurde, nach der heurigen Nulllohnrunde für 2014 nur einen Abschluss unter der Teuerungsrate budgetiert.

Der Sparkurs hat im Vorjahr Früchte getragen. In absoluten Zahlen sind zwar die Ausgaben für den Personal- und Sachaufwand im öffentlichen Dienst im Vorjahr gegenüber 2011 um rund eine Milliarde auf 43Milliarden Euro gestiegen. Der Anteil an den Kosten des Gesamtstaats ist damit aber leicht rückläufig: von 27,7 auf 27,3 Prozent. Damit wird gut jeder vierte Euro für die Verwaltung aufgewendet.

•Weniger Personal:
Diese Daten gehen aus dem jüngsten Personaljahrbuch des Bundes für das vergangene Jahr, das der „Presse“ vorliegt, hervor. Die Zahl der Beamten und Vertragsbediensteten im Bund und in den Ländern sinkt. Im Bundesdienst schrumpfte der Personalstand um 1174 Posten auf 131.183 im Vorjahr, in den Ländern um 1987 auf 138.778 und in den Gemeinden (ohne Wien) um 1207 auf 73.822.

In Summe lag der Personalstand in der öffentlichen Verwaltung bundesweit bei 343.783. Die neue Statistik liefert eine Fülle weiterer interessanter Daten.

•Liste der Bundesländer: Erstmals haben alle neun Länder dem Bund für das neue Personaljahrbuch genauere Daten über ihre insgesamt 138.778 Mitarbeiter inklusive der Landeslehrer (Pflichtschullehrer) übermittelt. Was nicht weiter aufregend klingt, ist für österreichische Verhältnisse eine kleinere Sensation. So wird aufgelistet, wie viele Personen in der Landesverwaltung, wie viele als Lehrer und wie viele in den Landeskrankenanstalten tätig sind (siehe dazu Grafik).



•Mit 60,5 Jahren in Pension:
Vor dem Hintergrund der Diskussion in den Regierungsverhandlungen um die Erhöhung des im Schnitt niedrigen tatsächlichen Pensionsantrittsalters dürfte von Interesse sein, dass Bundesbeamte im Schnitt mit 60,5 Jahren in den Ruhestand gehen. Das ist derselbe Wert wie 2011 und liegt gut zwei Jahre über dem Vergleichswert von 58,4 Jahren in der gesetzlichen Pensionsversicherung (ASVG, Bauern, Gewerbe). Das schafft ein Problem: Das Durchschnittsalter der Aktiven im Staatsdienst ist bereits 45,2 Jahre, in der Privatwirtschaft ist es deutlich niedriger (37,7 Jahre).

•Jeder dritte ist Akademiker:
Der Anteil der Akademiker im Bundesdienst ist gestiegen und umfasst beinahe ein Drittel der Bundesbediensteten, exakt sind es 32,2 Prozent. Zum Vergleich: 1998 lag der Anteil bei 29,2 Prozent, 2004 sank er auf 28,5 Prozent. Die Ursache für diesen Rückgang war damals freilich die Ausgliederung der Universitäten. Im privaten Sektor hat sich der Anteil der Akademiker von 1998 bis 2012 von 4,0 Prozent auf 11,8Prozent fast verdreifacht, ein Hauptgrund dafür ist aber, dass seit 2004 Absolventen der Fachhochschulen in der Privatwirtschaft zu den Akademikern gezählt werden.

•Mehr Vertragsbedienstete:
Ein anderer Trend hält ebenfalls an. Als Folge des weitreichenden Stopps von Pragmatisierungen ist die Zahl der Beamten im Bundesdienst im Vorjahr auf den Tiefststand von 77.447 gesunken, jene der Vertragsbediensteten ist auf 53.736 gestiegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2013)

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