Othmar Karas: Europa-Enthusiast mit langem Atem

OeVP-BUNDESPARTEIVORSTAND: OTHMAR KARAS
OeVP-BUNDESPARTEIVORSTAND: OTHMAR KARASAPA/GEORG HOCHMUTH
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Der 55-Jährige ist einer der angesehensten heimischen EU-Abgeordneten. Sein Verhältnis zur Bundespartei gilt aber als äußert gespannt.

Othmar Karas ist einer der angesehensten österreichischen EU-Abgeordneten - und trotzdem ist es keine Selbstverständlichkeit, dass der 55-Jährige Niederösterreicher die ÖVP in die EU-Wahl im kommenden Mai führt. Sein Verhältnis zur Bundespartei gilt als gespannt, noch 2009 wurde ihm Ernst Strasser als Spitzenkandidat vorgesetzt. Zumindest diese Scharte hat Karas nun ausgewetzt.

Karas ist seit 1999 für die ÖVP im EU-Parlament, übernahm 2006 die Delegationsleitung und ist seit Anfang 2012 einer der 14 Vizepräsidenten des Hauses. Karas ist damit der ranghöchste und - neben dem Chef der sozialdemokratischen Europafraktion Hannes Swoboda - wohl auch einer der einflussreichsten Österreicher im Europäischen Parlament.

Strasser auf der Überholspur

Sein Verhältnis zur Bundespartei gilt allerdings schon länger als gespannt. Sichtbarstes Zeichen: Bei der EU-Wahl 2009 installierte der damalige Parteichef Josef Pröll Ex-Innenminister Ernst Strasser als Spitzenkandidat. Karas fühlte sich übergangen, geschlagen gab er sich aber nicht: Der Niederösterreicher organisierte einen erfolgreichen Persönlichkeitswahlkampf, schaffte mit 112.954 Vorzugsstimmen den Sprung an den ersten Listenplatz und wurde - nach Strassers Rücktritt in Gefolge der "Cash for Laws"-Affäre - neuerlich Delegationsleiter.

Auch unter Spindeleggers Obmannschaft blieb das Verhältnis zwischen der Partei und ihrem Delegationsleiter in Brüssel gespannt, zumal Karas immer für eine stärkere Europäische Union eintrat und der schwarzen Europalinie wiederholt widersprach. Etwa, als Spindelegger von SP-Kanzler Werner Faymann ein Veto gegen das EU-Budget forderte und von Karas prompt der "Verweigerungshaltung" geziehen wurde. Oder als Karas heuer die österreichische Blockade der Zinsbesteuerungsrichtlinie (Stichwort: Bankgeheimnis) kritisierte.

Kein Weg führt an Karas vorbei

An seiner Kür zum Spitzenkandidaten führte für die ÖVP diesmal dennoch kaum ein Weg vorbei - zumal im Fall eines offenen Bruchs mit der Partei nicht ausgeschlossen schien, dass Karas mit seinem 2009 gegründeten "Bürgerforum Europa" bei der EU-Wahl antreten könnte. Außerdem ist die Ausgangslage für die ÖVP ohnehin nicht gerade rosig: Bei der letzten EU-Wahl 2009 befand sich die Partei im Höhenflug, lag in bundesweiten Umfragen klar vor der SPÖ und schaffte mit 30 Prozent ein Traumergebnis. Eine Wiederholung scheint angesichts der aktuellen Stimmungslage außer Reichweite.

Karas wurde am 24. Dezember 1957 in Ybbs an der Donau als Sohn eines Bezirksschulinspektors und einer Volksschuldirektorin geboren. Der Niederösterreicher begann seine politische Laufbahn früh, als Obmann der VP-nahen Union Höherer Schüler (UHS) und der Jungen ÖVP. Von 1983 bis 1990 saß Karas im Nationalrat, 1995 wurde er unter Wolfgang Schüssel ÖVP-Generalsekretär. 1996 schloss er sein Politikwissenschafts-Studium ab. Seit 1999 ist Karas Mitglied des Europaparlaments. Er ist verheiratet mit der Tochter des früheren Bundespräsidenten Kurt Waldheim, Christa, und hat einen Sohn.

(APA)

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