Privatisierungen statt Pensionsreform

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Diese Woche könnte die neue alte Bundesregierung stehen: Die SPÖ gab unter anderem bei Privatisierung nach, die ÖVP verzichtet auf eine große Pensionsreform. Tabaksteuer und Kfz-Steuer dürften steigen.

Sie standen tatsächlich mehrmals vor dem Abbruch und waren alles andere als harmonisch: Doch in dieser Woche dürften die Regierungsverhandlungen ins Finale gehen, Verhandler nannten der „Presse“ den Mittwoch als ambitioniertes Ziel. Am Wochenende wurde noch einmal über die wichtigsten Konfliktfelder gesprochen. Dabei geht es nicht nur um die großen Themen, sondern vor allem auch um Symbolik. Beide Seiten müssen vor ihren eigenen Parteibasen Erfolge vorweisen können – und seien sie noch so klein im Verhältnis zum Budgetdefizit: So ist man in der SPÖ etwa stolz, die Einführung eines Papamonats für alle erreicht zu haben. Anspruch auf die Kurzkarenz haben dann alle Väter – und nicht nur wie bisher ausschließlich Beamten-Papas.

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Interessanterweise gaben die Sozialdemokraten bei einem heiklen Thema nach: Zur Finanzierung für Forschung und Konjunkturbelebung wird es Privatisierungen geben. Bei Post, OMV und Telekom sollen alle Staatsanteile jenseits der Sperrminorität von 25 Prozent verkauft werden. Mehr als eine Milliarde dürfte das bringen.

Zuletzt hatte Niederösterreichs Landeshauptmann, Erwin Pröll, persönlich bei Bundeskanzler Werner Faymann in dieser Frage Druck gemacht. SPÖ-Klubchef Andreas Schieder signalisierte danach prompt Kompromissbereitschaft.

Und: Die SPÖ kam der ÖVP auch beim Thema Steuern entgegen. Im Regierungsübereinkommen wird man weder die Einführung einer Vermögensteuer noch die einer Erbschaftssteuer finden. Stattdessen wird bei Gebühren, indirekten Steuern und Bagatellsteuern an der Schraube gedreht: Die Tabaksteuer steigt, die Kfz-Steuer offenbar auch. Steuerfreibeträge für bestimmte Berufsgruppen sollen demnach fallen – oder zumindest durchforstet werden.

Pensionsreform kommt nicht

Keinen Millimeter gaben die Sozialdemokraten bei dem für sie offenbar wichtigsten Thema nach: Eine strukturelle, große Pensionsreform wird nicht durchgeführt werden. Zwar kommt ein Bonus-Malus-System für Unternehmen zur Beschäftigung älterer Arbeitnehmer. Echte Einschnitte wie die gesetzliche Anhebung des Pensionsantrittsalters oder gar automatische Pensionskürzungen bei Ausfällen in der Pensionsbeitragsfinanzierung wurden von der SPÖ abgewehrt. Geht mit uns nicht, hieß es von Sozialminister Rudolf Hundstorfer immer wieder.

Das heißt übrigens nicht, dass es kein Sparpaket geben wird, es kommt nur mittels Salamitaktik: Im Budgetpfad und Regierungsübereinkommen bis 2018 wird bereits für 2016 ein strukturelles Nulldefizit festgelegt. Ministerien und Länder werden somit verpflichtet, in ihren Bereichen die Ausgaben zu deckeln beziehungsweise die Ermessungsausgaben zum Teil deutlich zu senken.

So wird auch im Infrastrukturbereich deutlich gespart werden müssen, entgegen bisherigen Aussagen könnten nun doch große Bauprojekte verschoben werden. Die Proteste der Länder und betroffenen Gemeinden werden nicht lange auf sich warten lassen. Es sei denn, Ministerin Doris Bures ringt sich zu einer Teilprivatisierung durch, nämlich der Kraftwerke der Bundesbahnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2013)

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