Antifa macht in Deutschland mobil: „Wir kommen, um zu stören“

(c) APA/HERBERT P. OCZERET
  • Drucken

Linksradikale trommeln seit Wochen gegen das „Schaulaufen der Nazis“. Aus neun Städten starten Busse nach Wien. Drohen Ausschreitungen wie in Hamburg?

Berlin. Die Rechten tanzen, und die Linken tanzen an. Seit Wochen mobilisieren deutsche Antifa-Gruppen auf Infoabenden und „Mobipartys“ zu Busreisen ins schöne Wien zum Schnäppchenpreis von maximal 20 Euro, zuweilen auch gleich kostenlos. Anlass ist der Akademikerball in der Hofburg.

Anders als die Tanzveranstaltung der Burschenschaften und Rechtspopulisten kann sich der Protest dagegen nicht über sinkenden Zuspruch beklagen: Die Busse zur Demo aus Berlin, Hamburg, Bremen, Leipzig, Magdeburg, Göttingen, Köln, Frankfurt und München sind gut gebucht. Linksradikale aus ganz Deutschland wollen den „Nazis in die Suppe spucken“ und „ihre Party crashen“.

Offiziell steht hinter den markigen Parolen der Plattform „Ums Ganze“ nur gewaltfreier Protest. Für den Samstag plant sie sogar einen Workshop mit angeregtem Diskurs darüber, ob ritueller Antifaschismus noch das richtige Mittel zur Überwindung der kapitalistischen Ausbeutung ist.

Auch für die breite Mobilisierung liefert man eine gewundene Erklärung: Nach dem in Wien besiegelten Bündnis rechtspopulistischer Parteien für die Europawahl erfordere das „Stelldichein der rechten Elite“ eine „vollkommen neue Ebene der Dringlichkeit antifaschistischer Intervention“. In Österreich aber empfinden Verfassungsschutz und Polizei eine neue Dringlichkeit, sich gegen den Ansturm zu schützen.

Deutsche Linksradikale gelten seit jeher als deutlich anfälliger für Gewalt als heimische Kampfgenossen. Nach vielen eher ruhigen Jahren ist ihr schwelender Dauerkonflikt mit der Polizei jüngst eskaliert: In Hamburg geriet am 21. Dezember eine Großdemonstration zur blutigen Straßenschlacht, bei der 120 Sicherheitskräfte verletzt wurden. Die Mehrheit der Demonstranten kam angereist und gehörte laut Polizei zum gewaltbereiten Schwarzen Block. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.