"Bewegte Zeit": Laura Rudas verlässt die Politik

Die Bundesgeschäftsführerin der SPÖ legt all ihre Ämter zurück. Sie wird ein Jahr an der US-Eliteuniversität Stanford studieren.

SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas verlässt die Politik. Auf ihrer Facebook-Seite postete sie am Dienstag, sie habe das Aufnahmeverfahren für ein Masterprogramm an der US-Eliteuniversität Stanford bestanden. Nun freue sie sich „auf ein herausforderndes und inspirierendes Jahr im Silicon Valley".

In den kommenden Wochen werde sie daher „alle politischen Ämter und Funktionen" zurücklegen. Eine Rückkehr in die Politik sei nicht geplant.

Rudas blickt auf „bewegte und bereichernde Zeit"

Sie blicke auf eine „bewegte und bereichernde Zeit" als Bundesgeschäftsführerin und Abgeordnete zurück, sagte Rudas kurz nach ihrer Facebook-Ankündigung gegenüber der Austria Presse Agentur. Sie wolle ihrem Lebenslauf aber unbedingt ein internationales Kapitel hinzufügen. Durch die Aufnahme in das „Master of Science in Management for Experienced Leaders"-Programm sei jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.

Mit ein Grund für Rudas' Entscheidung, an die  kalifornische Eliteuniversität zu wechseln, dürfte wohl auch ihr Partner, der Internet-Millionär Markus Wagner, sein. Der gebürtige Wiener ist im Silicon Valley unternehmerisch tätig.

Laura Rudas verlässt die Politik. Die SPÖ-Bundesgeschaftsführerin und Bildungssprecherin wird ein einjähriges Master-Programm an der US-Elite-Universität Stanford absolvieren. (c) Die Presse (Clemens Fabry)

Rudas (geb. 10. März 1981) war eine echte Senkrechtstarterin in der SPÖ. Schon mit 22 fand sie sich in der Bezirksvertretung von Rudolfsheim-Fünfhaus wieder, ein Jahr später wechselte sie bereits in den Gemeinderat. Und als im Jänner 2007 ein Platz im Nationalrat frei wurde, rückte Rudas nach. (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)

Dass aus Rudas in der SPÖ etwas wird, war endgültig klar, als Werner Faymann seine Kampagne für die Nationalratswahl aufrollte. Der Zukunftshoffnung wurde Platz drei auf der Bundesliste zu Teil. Bei Faymanns Tour durch Österreich war Rudas durchgehend an seiner Seite, als "Aufputz", wie manche ätzten. Ob sie bei den Jungen gut ankam, ist schwer zu sagen. Allzu gut schnitt die SPÖ in dieser Altersgruppe jedenfalls nicht ab. (c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)

2008 übernahm die "junge Milde", wie sie die "Presse" in einem Porträt nannte, im Alter von gerade einmal 27 Jahren gemeinsam mit Günther Kräuter die Bundesgeschäftsführung in der SPÖ. Damit trat sie unter anderem in die Fußstapfen ihres Onkels Andreas, der unter Viktor Klima bis ins Jahr 2000 die gleiche Aufgabe inne hatte. (c) APA

2013 wurde ihr Ex-Verteidigungsminister Norbert Darabos an die Seite gestellt. Von da an wurde es zusehends ruhiger um Rudas, Darabos gab den Ton in der Bundesgeschäftsführung an. (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)

Nach der Nationalratswahl 2013 übernahm Rudas die Funktion der Bildungssprecherin der SPÖ. Zuvor war sie auch als mögliche Bildungsministerin im Gespräch gewesen. Damit dürften aber viele in der Partei nicht einverstanden gewesen sein. Sie habe "in- und außerhalb der Partei einen hohen Polarisierungsgrad", sagte Rudas in einem "Presse"-Interview. (c) APA (Roland Schlager)

Ihr Politikwissenschaftsstudium hat die 32-Jährige im Jahr 2008 abgeschlossen. Liiert ist sie mit dem Internet-Unternehmer Markus Wagner. (c) Clemens Fabry

Vermutlich keine Nachfolge in Parteizentrale

Die SPÖ-Bundesgeschäftsführung wird künftig aller Voraussicht nach von Norbert Darabos alleine geführt. Dieser bedankte sich in einer Aussendung bei seiner scheidenden Kollegin "für die gute Zusammenarbeit und das konstruktive Teamwork in der SPÖ-Bundesgeschäftsstelle" gedankt. (>> weitere Reaktionen)

Offiziell wollte sich die SPÖ dazu aber noch nicht äußern. Auch ist bisher nicht entschieden, wer Rudas' Mandat im Nationalrat erhält bzw. wer ihr als Bildungssprecher folgt.

>> Facebook-Seite von Laura Rudas

"Ich bin politiksüchtig." Das gestand die bisherige SP-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas einst ein. Ein Laster, das sie nun überwunden haben dürfte: Am 25. Februar gab sie ihren Rückzug aus der Politik bekannt. Rudas im Wortlaut - ein kleiner Überblick. APA/HERBERT NEUBAUER

Künftig wird Rudas ein „Master of Science in Management for Experienced Leaders"-Programm in Stanford absolvieren. Im Nationalrat gab sie einst ein Steuer-Kurzseminar: "Es gibt gute Steuern und es gibt böse Steuern." (c) Michaela Bruckberger

"Es ist doch völlig wurscht, ob man angepasst ist oder nicht." Innerhalb des Parteiapparats galt Rudas jedenfalls als ziemlich angepasst. Die Presse

Im DiePresse.com-Chat meinte die Bundesgeschäftsführerin: "An sich habe ich immer schon polarisiert, aber eine junge Frau als Bundesgeschäftsführerin einer großen Partei hat das sicher noch einmal verstärkt. Ich halte es aus, zu polarisieren, das ist besser als unscheinbar zu sein und dadurch nie ein Thema setzen zu können."

"Sehr geehrter Herr Stadtrat, beide Stadträte.. äh... Staatssekretäre.. tschuldigung“ Rudas war sich 2012 im Nationalrat nicht ganz sicher, wen sie begrüßte. "(>> Zum YouTube-Video) (c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)

Kultstatus auf der Videoplattform YouTube erhielt auch folgender Sager der jungen Politikerin: "Dass die Ausgaben für den Kindergarten, für die Schulen, für die Spitäler schuld sind an die Krise. "Das habe ich mich Verwunderung gehört." (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)

"Nachdem ich ja doch öfter Reden halte, sind auch ein paar schlechtere darunter." Selbstkritik ist bekanntlich ein Weg zur Besserung. (c) APA (Hans Klaus Techt)

"Als Kind wollte ich sein wie Herbert Prohaska." Die heute 32-Jährige wählte dann aber doch Politik statt Fußball-Feld. (c) FABRY Clemens

"Wir versuchen authentisch zu wirken, den Werner den Werner sein zu lassen."Werner-Faymann-Marketing war Rudas' Leibdisziplin. (c) APA (ROLAND SCHLAGER)

"Nicht alles, was ich mache, ist auch immer öffentlich sichtbar." Schon in den vergangenen Monaten trat Rudas vermehrt in den Hintergrund. APA/ROLAND SCHLAGER

Zur Person

Laura Rudas war seit November 2008 Bundesgeschäftsführerin der SPÖ. Anfangs teilte sie sich die Agenden mit Günther Kräuter, doch das Verhältnis war stets angespannt. Kräuter, inzwischen Volksanwalt, wurde im März 2013 durch Norbert Darabos abgelöst. Nationalratsabgeordnete war Rudas seit 2007. Davor war sie Gemeinderätin in Wien. Ihr Politikwissenschaftsstudium hat die 32-Jährige im Jahr 2008 abgeschlossen.

(Red./APA)