Faymanns junge Milde: Der Abgang einer Reizfigur

Clemens Fabry, Die Presse
  • Drucken

Von der Löwelstraße nach Stanford: Laura Rudas verlässt die Politik. Ihr Stern war zuletzt schon zusehends verblasst. Wie kam sie überhaupt so weit? Und was bleibt nun von ihr?

Die politische Laura Rudas war eine Reizfigur. Geschichten oder Interviews in denen der Name Laura Rudas vorkam, hatten verlässlich eine große Leserschar. Ebenso groß waren freilich auch die negativen Reaktionen, vor allem in den Postings.

Auch in ihrer eigenen Partei, der SPÖ, polarisierte Laura Rudas. Gerade bei den Jungen, als deren Sprachrohr sie sich fühlte. Sie hatte Fans und Gegner. Die Erklärung dafür ist naheliegend: In den Nullerjahren gründete sie in Wien die Jungen Roten - als moderates Gegenstück zur angestammten, dezidiert linken Sozialistischen Jugend (die ebenfalls moderate SP-Jugendorganisation Junge Generation ist ja eher ein ländliches Phänomen). Im Windschatten von Laura Rudas machten daher auch karrierebewusste Jung-Sozialdemokraten, denen die reine Lehre nicht alles war, erfolgreich ihren Weg.

Ihre Mentorin verlässt nun die Politik: Rudas legt ihre Ämter, jenes der Bundesgeschäftsführerin - dieser Posten wird nicht nachbesetzt - und ihr Parlamentsmandat zurück und geht nach Stanford. Auf die Uni. Die Politologin hat die Aufnahme in das „Master of Science in Management for Experienced Leaders"-Programm an der US-Elite-Universität geschafft. Die Sache hat aber wohl auch einen privaten Hintergrund: Ihr Lebensgefährte, der Internet-Unternehmer Markus Wagner ist mit Start-ups in Stanford und Umgebung, im Silicon Valley, engagiert.

In der Politik hatte Laura Rudas Stern zu sinken begonnen, als ihr Co-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter, mit dem sie zahlreiche Auseinandersetzungen hatte, vor der Nationalratswahl 2013 gegen den früheren Verteidigungsminister Norbert Darabos ausgetauscht wurde. Von da an war klar: Darabos, schon 2006 erfolgreicher Kampagnen-Manager, wird nicht nur den Wahlkampf 2013 leiten, sondern er ist nun der Primus inter pares in der SPÖ-Bundesgeschäftsstelle.

Von Laura Rudas hörte man fortan nicht mehr viel. Ausgerechnet wenige Tage vor ihrem jetzigen Abgang machte die nunmehrige Bildungssprecherin der SPÖ den Vorstoß, doch die Matura abzuschaffen. Es ist das letzte, was von der Politikerin Laura Rudas in Erinnerung bleiben dürfte. Denn sie habe, sagte sie am Dienstag, auch nicht vor, nach ihrer Zeit in Stanford in die Politik zurückzukehren.

Mit 23 im Gemeinderat

Mit 27 Jahren war Laura Rudas die jüngste Bundesgeschäftsführerin gewesen, die die SPÖ je hatte. Bereits im Alter von 23 Jahren war sie im Wiener Gemeinderat gesessen. „Michael Häupls braves Mädchen", nannte sie die „Presse" einmal. An der Seite des neuen SPÖ-Chefs Werner Faymann - im wahrsten Sinne des Wortes, denn die beiden traten beinahe überall im Duo auf - bestritt sie dann als Jugendkandidatin den Nationalratswahlkampf 2008. Gefördert worden war sie zuvor von Faymanns Frau, Martina Faymann-Ludwig. Auch der familiäre Background, ihr Vater war der bekannte Psychiater Stephan Rudas, ihr Onkel ist der ehemalige SPÖ-Bundesgeschäftsführer Andreas Rudas, wird ihr in der SPÖ nicht geschadet haben.

Dass sie in so jungen Jahren eine derart rasante Karriere hingelegt hat, war auch ein wesentlicher Grund dafür, der sie zur eingangs erwähnten Reizfigur machte. Sebastian Kurz ließ man diese jugendliche Art von Angepasstheit viel eher durchgehen.

Was sonst von Laura Rudas bleibt? Die Jungen Roten. Die missglückte Bestellung ihres Weggefährten Nikolaus Pelinka zum Büroleiter von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Ein paar gelungene, noch mehr weniger gelungene Wahlkampagnen. Und zahlreiche kabarettistische Persiflagen - vor allem ihr rollendes R hatte es den Stimmen-Imitatoren angetan.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FAYMANN / PRAMMER / RUDAS
Innenpolitik

Als der Bundeskanzler Rudas und Prammer abblitzen ließ

Bemerkenswerte Fragestunde mit einer Kursvorgabe durch den roten Kapitän: Faymann gegen Rütteln an der Matura und gegen die Bundesrats-Abschaffung.
Kommentare

Adieu, Laura Rudas

Es war eine kurze Karriere, steil hinauf und wieder zurück:
Politik

"Bewegte Zeit": Laura Rudas verlässt die Politik

Die Bundesgeschäftsführerin der SPÖ legt all ihre Ämter zurück. Sie wird ein Jahr an der US-Eliteuniversität Stanford studieren.
''Gute Steuern, böse…

Rudas im Wortlaut

PK SPOe 'FINANZIERUNG VON PLAKATEN':  DARABOS
Politik

Reaktionen: "Danke für das konstruktive Teamwork"

Parteikollege Darabos dankt Rudas für das "konstruktive Teamwork". Für FPÖ-Generalsekretär Kickl ist ihr Abgang nicht überraschend.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.