Die Volkspartei will gleichgeschlechtlichen Paaren das Adoptionsrecht auch weiterhin verweigern. Man werde die Position der ÖVP nicht ändern, ließ Vizekanzler Michael Spindelegger ausrichten.
Wien. Sichtlich unangenehm war der Volkspartei am Samstag ein Vorstoß ihres Landwirtschaftsministers Andrä Rupprechter. Der Tiroler ÖVPler, der als bekennender Katholik bei seiner Angelobung mit der Gelöbnisformel „vor dem heiligen Herzen Jesu Christi“ für Aufsehen gesorgt hatte, hat sich in einem „Standard“-Interview für ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen. Es gebe gute Beispiele dafür, dass sich Kinder in homosexuellen Partnerschaften wohlfühlen können, so der Minister.
Damit trat er der bisherigen Position der Volkspartei diametral entgegen. Die ÖVP hat mit ihrer Zustimmung zu den Eingetragenen Partnerschaften – diese Möglichkeit einer eheähnlichen Verbindung für gleichgeschlechtliche Paare gibt es seit 2010 – schon einen großen Schritt gemacht. Im Vorjahr wurde den Paaren auch die Möglichkeit eröffnet, Stiefkinder zu adoptieren. Dies geht allerdings auf ein Urteil des Europäischen Menschengerichtshofs zurück. „Normale“ Adoptionen für Homosexuelle hat die ÖVP stets abgelehnt. Entsprechend verhalten fielen die Kommentare am Samstag aus. Man werde die Position der ÖVP nicht ändern, ließ Vizekanzler Michael Spindelegger ausrichten. „Das ist womöglich die persönliche Meinung von Herrn Minister Rupprechter, die Parteimeinung dazu ist ganz klar eine andere: Ein allgemeines Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Partnerschaften ist kein Thema“, erklärte Generalsekretär Gernot Blümel der „Presse“.
"Rupprechter „beim Wort nehmen". Innenministerin Johanna Mikl-Leitner sieht das auch so: „Ich glaube, es gibt viele Frauen und Männer in einer heterosexuellen Partnerschaft, die sich ein Kind wünschen. Eine ideale Form ist nach wie vor, dass ein Kind bei Mutter und Vater in einer guten Beziehung aufwachsen kann.“ Zustimmung kam vom neuen steirischen ÖVP-Landesrat Christopher Drexler: Er freue sich über den „erfrischend offenen gesellschaftlichen Zugang“ und sei für eine Diskussion in dieser Frage. SPÖ-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek will Rupprechter beim Wort nehmen und mit der ÖVP Gespräche aufnehmen. (maf)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2014)