Wirtschaftskrise: OECD warnt vor falschem Sparen im Sozialbereich

Kürzungen im Gesundheitsbereich könnten langfristig höhere Folgekosten nach sich ziehen, so die OECD. In der Krise sind die Sozialausgaben sogar gestiegen.

WIEN. Die Sozialausgaben sind im Zuge der Krise in den reichen Industrieländern gestiegen: Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich von 2007 bis 2010 von 19 auf 22 Prozent, wie aus einem Bericht der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht. Am stärksten war der Anstieg in jenen Ländern, die von der Krise relativ am schwächsten betroffen waren – darunter Österreich, Deutschland und die Schweiz, wo die Sozialausgaben weit über dem OECD-Schnitt liegen. In Österreich sind es 28 Prozent des BIP.

Die OECD geht aber davon aus, dass die Sozialausgaben nun unter den Druck der Haushaltskonsolidierung geraten. Sie warnt daher vor dem „falschen“ Sparen: Die Sozialausgaben müssten so gestaltet werden, dass sie die Folgen der Krise für die Schwächsten der Gesellschaft dämpfen. Vermieden werden sollten vor allem allgemeine Kürzungen der Sozialleistungen, etwa Wohn- oder Familienbeihilfen. Auch, um hohe Folgekosten zu vermeiden. Beispiel Gesundheitsvorsorge: Die Einschränkung vorbeugender Maßnahmen, etwa das Screening zur Früherkennung von Brustkrebs, könne später zu höheren Gesundheitsausgaben führen.

Ein Prozent Wachstum

Von einem echten Wirtschaftsaufschwung kann man angesichts der Prognosen zwar nicht sprechen, doch zumindest die Vorzeichen haben sich gedreht: Für heuer wird für die Eurozone ein Wachstum von 1,1 Prozent erwartet, die Weltwirtschaft soll um 3,6 Prozent zulegen. Der Aufschwung alleine werde aber nicht reichen, um jenen wieder auf die Füße zu helfen, die es am härtesten getroffen habe, warnt die OECD.

Der Anteil der Menschen, die angeben, nicht immer genug Geld zu haben, um ausreichend Essen zu kaufen, liegt im OECD-Schnitt bei 13 Prozent, so der Bericht „Gesellschaft auf einen Blick“. In Griechenland stieg dieser Anteil in der Krise um neun Prozentpunkte auf 18 Prozent. In den USA sind es gar 21 Prozent (plus 7,7 Prozentpunkte). (dp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2014)

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