ÖVP-Frauenchefin Schittenhelm: „Ich wurde zurückgepfiffen“

(C) Fabry
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Wer Förderung vom Staat bekommt, soll eine Frauenquote einhalten, sagt ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm. Sie ist auch für eine „Flexi-Quote“.

Die Presse: Frau Schittenhelm, würden Sie sich als Feministin bezeichnen?

Dorothea Schittenhelm: Ich weiß nicht. Ich arbeite seit 20 Jahren für und mit Frauen und sehe, wo die Probleme liegen. Von daher kann ich Ja sagen.


Sie haben einmal gesagt, eine „fäusteschwingende Emanze“ sind Sie aber nicht.

Nein. Ich bin in einer Zeit in die Politk gekommen, als man sich bewusst gegen die Männer gestellt hat. Ich war – und bin oft immer noch – die einzige Frau in Gremien. Mit Kontrapositionen bekommt man zwar Aufmerksamkeit. Aber mit konstruktiven Vorschlägen kann man wesentlich mehr erreichen. Wir müssen aber an vielen Punkten arbeiten. Wir brauchen die beste Ausbildung. Und dann die entsprechende Postenbesetzung und Entlohnung.

Sollte es Frauenquoten für Chefposten geben?

Ich sage Ja zur Quote in staatlichen Betrieben. Ich bin für eine 50-Prozent-Quote überall dort, wo Betriebe Förderungen vom Staat oder von den Ländern erhalten. Da könnten wir verpflichtende Quoten durchaus einfordern.

Auch bei Medienunternehmen? Die bekommen ja Presseförderung.

Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen.

Wie sieht es mit Quoten in der Privatwirtschaft aus?

Dort soll sich der Staat nicht einmischen. Wobei – die Idee einer Flexi-Quote von Familienministerin Sophie Karmasin sollte man aufgreifen. Die Quote wird branchenabhängig ausverhandelt: Wo viele Frauen arbeiten, soll es anteilig viele Chefinnen geben.

In Branchen mit geringem Anteil soll es weniger Chefinnen geben. Ein Beispiel ist die Stahlindustrie. Aber dort wird es unter den Managern nicht viele geben, die sich vom Handwerker hochgearbeitet haben.

Stimmt. Bei der Voest, da war keiner der Aufsichtsräte wahrscheinlich am Hochofen.

Warum dann nicht gleich fixe Quoten?

Wenn wir es in staatsnahen Betrieben geschafft haben, kann man darüber reden. Der Staat muss es aber vorleben.

Die ÖVP lebt es nicht vor. Unter Michael Spindelegger ist der Cartellverband wieder wichtiger geworden.

Zum Cartellverband habe ich weder einen positiven noch negativen Zugang. Es gibt außerdem im Cartellverband auch Frauen. Die Entscheidung liegt beim Bundesparteiobmann, mit wem er arbeiten will.

Und das sind in diesem Fall in der ÖVP vorwiegend Männer?

Ich kenne genügend gute Frauen, das habe ich auch gesagt. Zum Beispiel Johanna Mikl-Leitner und Sophie Karmasin sind zwei starke Frauen.

Aber warum hört er nicht auf Sie?

Das würde ich so nicht sagen, aber es gibt Wünsche aus allen Ländern und Teilorganisationen. All diese müssen auch berücksichtigt werden. Es ist schwierig: Es gibt Wünsche von allen Ländern. Und wenn ein Tiroler etwas werden soll, dann obliegt die Entscheidung auch den Tirolern.

Es gibt ja auch Tirolerinnen.

Das müssen Sie den Landesobmann fragen.

Nimmt Spindelegger die Frauenorganisation nicht ernst genug?

Man könnte es anders sehen: Vielleicht nimmt er uns zu ernst.

Glauben Sie das jetzt wirklich, was Sie da sagen?

Naja – wir sind sicher keine finanzstarke Organisation im Sinne der anderen Bünde, die auch finanziell gut aufgestellt ist.

Vielleicht bräuchte die ÖVP doch ein paar „fäusteschwingenden Emanzen“.

Wenn wir wüssten, dass das hilft – ja. Wir haben generell ein gutes Standing in der Partei und in den anderen Teilorganisationen.

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Mir wurde gesagt, dass der Parteichef das Vorschlagsrecht hat. Das habe ich akzeptiert.

Ich habe gehört, dass Sie aus St.Pölten zurückgepfiffen wurden.

Ich wurde zurückgepfiffen.

Der steirische Landesrat, Christopher Drexler, hat gemeint, die ÖVP ist wie eine strenge alte Tante. Was sagen Sie dazu?

Da bin ich jetzt beleidigt, denn alte Tanten sind sehr nett. Bleiben wir lieber bei den Onkeln – so viele Tanten haben wir nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2014)

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