Eine rote Exotin aus Tirol für Heinisch-Hosek in der SPÖ

INTERVIEW: SPÖ-BUNDESFRAUENGESCHÄFTSFÜHRERIN BRUNNER
INTERVIEW: SPÖ-BUNDESFRAUENGESCHÄFTSFÜHRERIN BRUNNER(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Andrea Brunner ist seit Anfang Februar SPÖ-Bundesfrauensekretärin. Ausgerechnet Ex-ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer ebnete der Polizistentochter den Weg zur roten Ministerin und SPÖ-Frauenvorsitzenden.

Daheim in Tirol schlagen sich die Männer in der arg gebeutelten Landes-SPÖ beim Gerangel um den Klubvorsitz im Landtag in Innsbruck gerade gegenseitig die Köpfe ein. Frauen spielen in diesem Machtkampf bestenfalls eine Nebenrolle. In Wien ist derweil eine 35-jährige gebürtige Tirolerin zur rechten Hand von SPÖ-Frauenchefin Gabriele Heinisch-Hosek aufgestiegen. Andrea Brunner, die Tochter eines roten Polizeigewerkschafters aus Schwaz, bereitet als neue Bundessekretärin und Nachfolgerin der früheren ÖH-Vorsitzenden Andrea Mautz daher gerade die Konferenz der SPÖ-Frauen am Vortag des Bundesparteitages im heurigen Herbst vor.

Ausgerechnet die frühere ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer hat Brunner in die Arme der jetzigen SPÖ-Nachfolgerin im Unterrichtsministerium, Heinisch-Hosek, getrieben. Die Verkündung der Einführung von Studiengebühren am 19. September 2001 während der schwarz-blauen Bundesregierung war der Auslöser für das Engagement der Tiroler Politikwissenschaftsstudentin beim Sozialistischen Studentenverband (VSStÖ) in Wien, wo sie in der Folge auch den Vorsitz übernahm. Dem Mitmarschieren bei den Donnerstagsdemonstrationen gegen Schwarz-Blau folgte schließlich der verstärkte Einsatz Brunners für die SPÖ bei Wahlkämpfen.

Brunner und ihre klassisch sozialdemokratische Familie – der Vater ist Polizist, die Mutter arbeitet in einer Tiroler Bäckereikette, sie hat zwei Brüder – waren zu Hause rote Exoten. Der Vater erweckte in Schwaz eine Gruppe der Kinderfreunde zum Leben. Während ihre Altersgenossen im Heiligen Land Tirol zur Jungschar gingen, baute Familie Brunner eine Rote-Falken-Gruppe auf.

Sie hat am 22. Jänner Geburtstag, wie einst Bruno Kreisky. Die nunmehrige SPÖ-Bundesfrauensekretärin, deren Arbeitsplatz die Parteizentrale in der Wiener Löwelstraße ist, nimmt auch Anleihe bei dem SPÖ-Granden. Dieser holte SPÖ-Frauen-Ikone Johanna Dohnal als Staatssekretärin in die Regierung, Brunner moduliert einen Kreisky-Slogan: „Die Aufgabe ist es, dass möglichst viele Frauen ein Stück des Weges mit uns gehen.“


Im Boot mit Männern.
Zu den Tiroler Querelen will sie sich nicht äußern, weil ihr von Wien aus der Einblick fehle. Mit den Männern in der Partei komme sie „eh gut“ aus: „Man muss versuchen, die Männer ins Boot zu holen, um Frauenpolitik zu machen.“

Bei Frauenanliegen wie zum Beispiel dem Ausbau der Kinderbetreuung oder dem Nein zur Anhebung des Frauenpensionsalters sieht sie die SPÖ-Männer inklusive Bundeskanzler Werner Faymann ganz und gar hinter sich.

Die Öffentlichkeitsarbeit hat sie gelernt. Die Politikwissenschaftlerin war schon zuvor für Heinisch-Hosek im Frauen- und Beamtenministerium als Pressesprecherin tätig. Das fröhliche Lachen hat sie aus der Heimat mitgenommen. Und die Lektüre in der Freizeit der passionierten Schwimmerin passt auch eher zur Tochter eines Polizisten: Brunner ist Fan von Schweden-Krimis.

Steckbrief

1979
Andrea Brunner wird in Tirol geboren. Ab 2001 ist sie für den SPÖ-Studentenverband in der Hochschülerschaft aktiv. Nach dem Einzug von Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ)ins Frauen- und Beamtenministerium im Dezember 2008 wird Brunner Pressesprecherin im Ressort.

2014
Im Februar dieses Jahres wechselt Brunner in die SPÖ-Zentrale und leitet dort für SPÖ-Frauenvorsitzende Heinisch-Hosek das Bundesfrauensekretariat in der Löwelstraße. Sie bereitet dort die Bundeskonferenz der SPÖ-Frauen heuer im Herbst vor.

APA

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2014)

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