Mölzer: „Nachrichten von meinem politischen Ableben verfrüht"

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Schadet ihr Spitzenkandidat den Freiheitlichen bei der EU-Wahl? Oder gibt es vielmehr einen Solidarisierungseffekt wie zu Jörg Haiders Zeiten?

Vergangenen Montag lud FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Journalisten zum mittlerweile schon traditionellen Hintergrundgespräch ins Schweizerhaus. Selten war der Andrang so groß. Sogar ein Reuters-Korrespondent war - passend in Tracht gekleidet - in den Prater gekommen. Denn: Auch Andreas Mölzers Kommen war angekündigt. Doch er kam nicht. „Es ist ihm kurzfristig etwas dazwischengekommen", meinte ein FPÖ-Mann augenzwinkernd.

Andreas Mölzer, so der Eindruck, wird von seiner Partei derzeit versteckt. Etliche Auftritte wurden abgesagt. Laut Demoskopen tut die FPÖ auch gut daran: Die aktuelle Pollwatch-Umfrage zur EU-Wahl sieht die FPÖ nur noch bei 21 Prozent. Bei Unique Research im Auftrag von „Heute" rutschte sie auf 19 Prozent ab - Tendenz fallend. Gegen Ende der Woche trat Mölzer dann doch wieder auf: bei einer Buchpräsentation im Wiener Hotel Intercontinental, einer Veranstaltung des Freiheitlichen Bildungsinstituts. Vom FPÖ-Publikum erhielt Mölzer dort - in Anwesenheit von Parteichef Heinz-Christian Strache - demonstrativen Applaus.

„Die Nachrichten von meinem politischen Ableben sind eindeutig verfrüht", sagt Andreas Mölzer selbst. Zuletzt war, etwa in der Zeitung „Österreich", über seinen kurz bevorstehenden Rücktritt spekuliert worden. „Sollen sie das ruhig weitermachen", sagt Mölzer süffisant, „das kommt bei unseren Wählern besonders gut an." Von einem Solidarisierungseffekt wie einst bei Jörg Haider spricht Mölzer. Die Postings in diversen Medien deuten durchaus in diese Richtung.

Die aktuelle Stimmung in der FPÖ ist durchwachsen. „Das war natürlich nicht hilfreich, die Vergleiche unpassend", sagt FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. „Aber man soll auch nicht dramatisieren. Und Mölzer hat sich entschuldigt." Auf jeden Fall gebe es intern Gesprächsbedarf. Vor allem die Verunglimpfungen des Fußballidols David Alaba („pechrabenschwarz") in „Zur Zeit" passen der österreichpatriotischen FPÖ so gar nicht ins Konzept. „Auch unsere Funktionäre haben es satt, immer wieder mit dem rechten Rand konfrontiert zu werden", sagt ein anderer führender Freiheitlicher.
Parteichef Strache steht hinter Andreas Mölzer. Immerhin weiß er aus eigener Erfahrung - als seine Wehrsportfotos aus Jugendtagen auftauchten -, wie es Mölzer derzeit geht. Aber viel darf nun nicht mehr passieren, sonst ist Mölzer weg.

Skeptisch beäugt wird in der FPÖ seit Längerem das Family Business der Mölzers: Andreas Mölzer, der Vater, sitzt im EU-Parlament. Wendelin Mölzer, der Sohn, im Nationalrat. Zudem verfügen die beiden, Andreas Mölzer als Herausgeber, Wendelin Mölzer als Chefredakteur, mit der Wochenzeitung „Zur Zeit" über ein in freiheitlichen Kreisen einflussreiches Medium. Strache-kritische Berichterstattung nach einem allfälligen Mölzer-Rauswurf kann Strache nicht brauchen. Seine Kampagnenfähigkeit hat das Blatt seinerzeit schon an Jörg Haider getestet. Bei der EU-Wahl 2004 ließ Mölzer den offiziellen FPÖ-Kandidaten Hans Kronberger mit seiner Vorzugsstimmenkampagne rechts liegen. Danach feuerte „Zur Zeit" aus vollen Rohren gegen Haiders Neugründung, das BZÖ, und unterstützte Strache.

Im freiheitlichen Kernland Kärnten, der Wahlheimat des Steirers Mölzer, könnte das Ergebnis bei der EU-Wahl bescheidener ausfallen als erwartet. Das dürfte nur zum Teil an dessen Ausfällen - „Negerkonglomerat" und EU/NS-Vergleich - liegen, sondern vielmehr am Antreten Ulrike Haiders. „Es gibt in Kärnten eben immer noch einen nicht so kleinen Haider-Fanklub", sagt ein langjähriger hochrangiger Kärntner FPÖ-Funktionär. Und diese Jörg-Haider-Fans werden in alter Verbundenheit Ulrike Haider wählen, „selbst wenn sie noch ein paar so inferiore Auftritte hinlegt wie jüngst in der ,ZiB2‘".

Anzeige Köhlmeiers wegen Verhetzung

Eine Anzeige wegen Verhetzung will der Schriftsteller Michael Köhlmeier gegen Mölzer einbringen - und sucht derzeit Mitstreiter. Eine tatsächliche Anklage scheint aber eher unwahrscheinlich: da sich Mölzers Äußerungen in erster Linie gegen die EU, nicht gegen eine bestimmte Rasse richteten.

Die Mölzer-Plakate sind jedenfalls gedruckt - und werden auch nicht eingestampft. Vielmehr dürften Mölzer und seine Mitstreiter nun versuchen, den Spieß umzudrehen und eine Kampagne gegen die Apologeten der Political Correctness zu fahren.

(''Die Presse''-Printausgabe vom 05.04.2014)

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