Es ist das schwerste Unglück in der Geschichte des höchsten Berges der Welt. Der Zwischenfall ereignete sich in etwa 5800 Metern Seehöhe.
Bei einem Lawinenabgang am höchsten Berg der Welt, dem Mount Everest, sind mindestens zwölf Menschen getötet worden. Die Lawine löste sich am Freitag um 6.45 Uhr Ortszeit auf einer Höhe von rund 5800 Metern im sogenannten "Popcorn-Feld", das auf der Route zum tückischen Khumbu-Eisfall liegt. Sieben weitere Bergsteiger wurden verletzt geborgen. Rettungskräfte suchten in Eis und Schnee nach möglichen weiteren Verschütteten.
Ein Vertreter der Rettungsorganisation Himalayan Rescue Association sagte, die Zahl der Toten könne auf 14 steigen. "Ich habe elf Leichen gesehen, die zum Basislager gebracht wurden, und drei weitere werden erwartet", sagte Lakpa Sherpa telefonisch vom Basislager des Everest aus.
Bei den Opfern handelt es sich um einheimische Bergleute, sogenannte Sherpas. Sie arbeiteten vor Beginn der Klettersaison unterhalb des Gipfels. Wie ein Sprecher des Tourismusministeriums sagte, wollten die Sherpas eine Route zum Gipfel präparieren.
Im Frühjahr ist eigentlich die beste Zeit, um den 8848 Meter hohen Berg zu erklimmen. Helikopter suchten nach den Vermissten, auch Bergsteiger stiegen auf, um am Berg nach Überlebenden unter den Schneemassen zu suchen.
Mehr als 400 Everest-Tote
Seit der Erstbesteigung durch den Neuseeländer Edmund Hillary and dem Nepalesen Sherpa Tenzing Norgay 1953 haben den 8848 hohen Mount Everest mehr als 4000 Bergsteiger bezwungen. Mehr als 300 Alpinisten verloren bei dem Versuch, den höchsten Berg der Welt zu erklettern, bislang ihr Leben.
Das bisher schwerste Unglück ereignete sich 1996, als acht Bergsteiger in einem Schneesturm ums Leben kamen. Der US-Journalist und Bergsteiger Jon Krakauer schrieb darüber das Buch "In eisige Höhen" ("Into Thin Air"). Der schlimmste Bergsteiger-Unfall in ganz Nepal ereignete sich 1995, als 42 Menschen durch eine Lawine getötet wurden.
Die Kehrseite des Bergsteigerbooms
Den großen Andrang auf dem Mount Everest betrachten viele inzwischen mit Sorge. Im vergangenen Sommer lieferten sich europäische Bergsteiger und einheimische Träger eine Schlägerei, bei der mehrere Menschen verletzt wurden. Seitdem sind im Basislager auch Soldaten und Polizisten stationiert.
Nepal reagiert auf den Bergsteigerboom (allein 2013 erklommen 562 Menschen den Mount Everest von nepalesischer Seite aus - darunter waren erstmals Zwillingsschwestern, eine Frau aus Saudi-Arabien und ein Mann ohne Hände). So müssen alle Bergsteiger nun ihren Müll wieder mit herunterschleppen, zum Beispiel Sauerstoffflaschen, Dosen, alte Zelte und Kartuschen. Mindestens acht Kilogrammen Abfall sollen sie im Basislager abgeben, sonst droht eine Strafe.
Immer mehr wollen auf den Everest
Eine neue Gebührenordnung sorgt dafür, dass Solo-Bergsteiger und Kleingruppen in Zukunft bevorzugt werden und große Expeditionen mehr zahlen müssen. Derzeit arbeitet die Regierung außerdem daran, neue Gipfel zu öffnen. Das würde den Druck vom Mount Everest nehmen. Dieser war zeitweise so überlaufen, dass es auf der Hauptaufstiegsroute zu langen Staus kam. Peter Edmund Hillary, der Sohn von Everest-Erstbesteiger Sir Edmund Hillary, beklagte neulich: "Es gibt dieses riesige Himalaya-Gebirge, und trotzdem rennen nahezu alle Bergsteiger auf den Annapurna oder Everest."
Für diesen Sommer haben die örtlichen Behörden 734 Menschen eine Genehmigung für den Aufstieg auf den Everest ausgestellt. Um den Andrang zu bewältigen und das Risiko zu verringern, beschlossen die Behörden, die Zahl der Seile an den Gletschern unterhalb des Gipfels zu verdoppeln. Bei dieser Tätigkeit geschah nun das Lawinenunglück.
(APA)