Banken-Ausschuss: Atomic-Konkurs: Mafioses Netzwerk?

Rohrmoser-Anwalt erhebt schwere Vorwürfe gegen die Justiz.

WIEN. Um den Atomic-Konkurs ging es am Mittwoch im Banken-Untersuchungsausschuss. Geladen war Florian Masser, Rechtsanwalt des früheren Atomic-Eigentümers Alois Rohrmoser. Masser verwies auf die ungewöhnlichen Umstände bei der Pleite von Österreichs größter Skifabrik im Jahr 1994. Absolut ungewöhnlich sei die rasche Eröffnung des Konkurses, obwohl es keinen Beleg gegeben habe, dass Atomic Verbindlichkeiten gehabt habe, die fällig oder einklagbar waren. Auch konstatierte er ein enges Naheverhältnis von beteiligten Personen, etwa des Masseverwalters und des Konkursrichters.

„Richter wurden hineingeritten“

Günther Stummvoll, Fraktionsführer der ÖVP im Ausschuss, sprach die Vermutung aus, es habe ein „mafioses Netzwerk“ gegen Rohrmoser gegeben. Dazu Masser: „Ob mafios, kann ich nicht beurteilen. Aber es müssen jedenfalls mehrere Personen zusammengearbeitet haben. Einer allein kann das nicht gewesen sein.“ Ein absichtliches Zusammenarbeiten? Masser: „Einige, die mitgemacht haben, vor allem Richter, haben das nicht freiwillig gemacht, sondern sind hineingeritten worden und konnten nicht mehr heraus, weil sie dann persönlich haftbar gewesen wären.“

Masser berichtete, dass Prozesse gegen Rohrmoser mit großer Intensität geführt, Anzeigen von ihm aber sofort eingestellt wurden. Die Skifabrik war 1994 in finanzielle Probleme gekommen, die Hausbank Bawag, die praktisch Alleingläubiger war, drängte auf einen Konkurs und erhielt dabei schließlich die ungewöhnlich hohe Quote von 93 Prozent der Ausstände. Es gibt Vermutungen, wonach ein Teil der Gelder zur Abdeckung von Karibik-Verlusten der Bawag verwendet worden sind. Jedenfalls flossen Zahlungen an eine irische Bawag-Tochter, die in die Karibik-Geschäfte verstrickt war.

Akten vorenthalten

Ebenfalls im Ausschuss geladen waren jene Beamte aus Justizministerium und Nationalbank, die für die Aktenübermittlung an den Ausschuss zuständig sind. Der U-Ausschuss klagt darüber, dass wichtige Beweisstücke immer noch nicht vorliegen. Klar wurde, dass sich Nationalbank und Finanzmarktaufsicht darüber abgesprochen haben, welche Akten an den Ausschuss gehen: eine Vorgehensweise, die die meisten Fraktionen für gesetzwidrig halten. Der grüne Abgeordnete Werner Kogler vermutet Amtsmissbrauch und fordert Konsequenzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2007)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.