Nach Drohvideo: Al-Qaida-Verdächtige in Wien gefasst

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Drei moslemische Österreicher sollen das im März veröffentlichte Drohvideo für Afghanistan-Abzug produziert haben. Verdächtige haben al-Qaida-Verbindungen, weitere Festnahmen sind nicht ausgeschlossen. Mit Video

WIEN. Am Mittwochvormittag hat die Exekutive nach wochenlangen Observationen - Codename "Target" - in Wien drei Terrorverdächtige verhaftet, wie Innenminister Günther Platter am Nachmittag bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz erklärte. Dabei handelt es sich um österreichische Muslime der zweiten Generation.

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Der Hauptverdächtige ist ein 22-jähriger Schulabbrecher. Außerdem wurden eine 20-Jährige und ein 26-Jähriger inhaftiert. "Die drei stehen in Verbindung mit dem Terrornetzwerk al-Qaida", so Platter. "Man könnte die drei als Franchisenehmer der al-Qaida bezeichnen."

Das Bundesamt für Verfassungsschutz und die Antiterroreinheit Cobra nahmen die Verhaftungen vor: 100 Beamte waren Mittwochvormittag an mehreren Wiener Plätzen im Einsatz. Es wurden vier Hausdurchsuchungen durchgeführt. Die genauen Einsatzorte blieben geheim. Grund: Es könnten noch weitere Aktionen folgen.

Nach Sprengstoff erkundigt



Laut Platter habe "zu keiner Zeit" Gefahr für Österreich bestanden. Allerdings war zu erfahren, dass sich der Hauptverdächtige in Internetforen der "Globalen Islamischen Medienfront" über die Beschaffung und Handhabung von Sprengstoffen erkundigte. Bei ihm wurden zwei Flugtickets gefunden, angeblich für seine Hochzeitsreise.

Auf die Spur gekommen sind die Ermittler den Verdächtigen mit Hilfe eines großen Lauschangriffs (Abhören von Telefon und Internet; Anm.). Die Verdächtigen sollen als "Stimme des Kalifen" in Terrorvideos am 9. März und 3. April 2007 via Internet Terrordrohungen gegen Österreich verbreitet haben. Die Drohung bezog sich auf die Stationierung von vier österreichischen ISAF-Soldaten in Kabul. Noch sei Österreich ein "sicheres Land", hatte es im Terrorvideo geheißen, aber das könne "sich ändern". Erst kürzlich hatten Terroristen erneut den Abzug deutscher und österreichischer Soldaten gefordert. Druckmittel dieses Mal: Ein 20-jähriger Deutscher, der am 20. Februar mit seiner Mutter im Irak entführt wurde. Die Mutter wurde inzwischen freigelassen.

Laut Platter sind die Verdächtigen technisch versiert und verfügten "über modernste Kommunikationsmittel". Die Ermittler betonten, dass die Verdächtigen nach derzeitigem Erkenntnisstand keine Verbindung zu den jüngst aufgeflogenen islamistischen Terroristen in Deutschland hatten. Zur Last gelegt werden den drei Verdächtigen Nötigung und die Unterstützung einer terroristischen Organisation.

Der Hauptverdächtige ist derjenige, der das Video produziert und ins Netz gestellt haben soll. Die Frau soll als Dolmetscherin fungiert haben, da die anderen des Arabischen nicht mächtig waren. Der 26-Jährige war Helfer. Nicht unter den Verdächtigen ist der Maskierte, der im Video gesprochen hat.

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