Österreich: Bald mehr Muslime als Protestanten

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2010 ist der Islam die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft, meldet die Gesellschaft für Völkerverständigung. Sie fordert nun eine "Remissionierung" Westeuropas.

Der Islam wächst in Österreich stetig - und wird bald zweitgrößte Glaubensgemeinschaft sein. Nach derzeitigen Prognosen lösen die Muslime im Jahr 2010 die Protestanten als derzeit größte Religionsgemeinschaft nach dem Katholizismus ab. Gleichzeitig verzeichnen alle christlichen Religionen weiterhin einen eklatanten Mitgliederschwund.

Auf diese "dramatischen Entwicklungen" macht die Österreichische Gesellschaft für Völkerverständigung in einer jüngsten Studie aufmerksam. Deren Präsident, der ehemalige VP-Abgeordnete Josef Höchtl, forderte am Montag angesichts dieser Zahlen eine "Remissionierung" Westeuropas und einen umfassenden Dialog mit dem Islam.

Immer weniger zahlen Kirchenseteuer

Sowohl Protestanten (AB und HB) als auch Katholiken mussten während der letzten 30 Jahre einen starken Rückgang an Mitgliedern hinnehmen. Bei den evangelischen Christen waren es 1971 noch 447.070 Mitglieder, vergangenes Jahr verzeichneten sie nur mehr 326.117 (minus 120.000 Gläubige). Die Katholiken waren 1971 noch eine Gemeinschaft von 6,548.316 Gläubigen, 2006 war die Zahl auf 5,630.700 geschrumpft, was ein Minus von über einer Million Mitgliedern bedeutet.

Im Gegensatz dazu haben sich die Muslime in derselben Zeitspanne beinahe verfünfzehnfacht (von 22.267 im Jahr 1971 auf geschätzte 400.000 im Jahr 2006). Außerdem ist zu beobachten, dass es immer mehr Konfessionslose sowie Menschen, die sich zwar katholisch bezeichnen aber kein Mitglied der Kirche sind, gibt.

Österreicher sollen Kirche unterstützen

Um diesen Entwicklungen entgegenzusteuern, rät Höchtl zu mehreren Maßnahmen: Einerseits fordert er eine Verbesserung des Religionsunterrichts sowie das Pflichtfach Ethik als Alternative für konfessionslose Schüler. Zur Unterstützung von Priestern schlägt der "überzeugte Christ" Höchtl die verstärkte Einbindung von ehrenamtlichen Mitarbeitern in Diözesen vor. An die Politik appelliert er zu einer vermehrten Vermittlung von Werten.

Schließlich sei jeder einzelne Christ bei der "Reevangelisierung" nach dem Motto "Frag nicht, was die kirchliche Führung für dich tun kann, sondern was du zur Vermittlung von christlichen Werten beitragen kannst" gefordert, so der Präsident der Gesellschaft.

Mut für erfolgreiche Missionsarbeit macht Höchtl die jüngste Jugendwertestudie: Demnach glauben immer mehr junge Menschen an Gott und an ein Weiterleben nach dem Tod. Auch das Bekenntnis zu Religion als "wichtigen Lebensbereich" sei unter Jugendlichen im Steigen begriffen.

Im Verhältnis mit dem Islam plädiert Höchtl für einen umfassenden Dialog. Denn: Gesprächsbereitschaft berge das höchste Potenzial zur Gewaltreduktion, so der ehemalige Abgeordnete. "Das Menschenrecht auf Leben" könne als Basis für eine gemeinsamen Werteordnung dienen, erläuterte er. (APA/Red.)

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