„Outlaws“ unter sich: Der serbophile HC Strache

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Die Serben sind die größte Gruppe unter den Migranten in Österreich. Wie die Freiheitliche Partei mit den Serben das Abendland retten und damit Wahlen gewinnen will.

Heinz-Christian Strache trägt eine Brojanica am Handgelenk – ein kordelähnliches Armband, das einen Rosenkranz symbolisieren soll, mit dem Kreuz der serbischen Orthodoxie als Verschluss. „Ja, ich bin ein Freund der Serben“, sagt der FPÖ-Chef.

Die Serben sind die größte Gruppe unter den Migranten in Österreich. Die FPÖ versucht seit längerem, dort Sympathisanten anzuwerben. Denn, so der blaue Lockruf: Es gehe darum, gemeinsam das christliche Abendland gegen die moslemische Bedrohung zu verteidigen.

Als sich Europas Nationalisten, darunter Jean-Marie Le Pen, im Jänner in Wien trafen, wurden sie gefragt, was sie denn nun einen würde. Strache ergriff das Wort und meinte: Der Kampf gegen die Unabhängigkeit des Kosovo. Gestern setzte er nach: Der Kosovo sei „urserbisches Gebiet“. Strache dozierte über die Schlacht am Amselfeld und donnerte: „Das Faustrecht ist salonfähig geworden.“

Traditionell sympathisierte die Rechte in Österreich, sofern sie überhaupt mit slawischen Völkern sympathisierte, mit den Kroaten, mit den Serben nie. „Dieses alte Links-rechts-Schema ist überholt“, meint Strache. Heute werde den Serben Unrecht getan. Daher stehe die FPÖ auf Serbiens Seite.

In der Partei teilt man Straches Serbophilie. „Eine ehemals deutsch-nationale Partei wie die FPÖ muss sich eben auch um Integrationswillige aus den Nachbarstaaten bemühen“, meint der blaue Vor-, Quer- und Nachdenker Andreas Mölzer. Das Naheverhältnis zu den Serben rühre daher, dass auch diese über viele Jahre als „Outlaws“ gesehen wurden. „Da ist bei uns natürlich schon ein gewisses Verständnis da.“

Als geistesverwandte Partei nennt Strache die „EU- und globalisierungskritische“ Serbische Radikale Partei. Deren Vizeparteichef Tomislav Nikolic unterlag im Jänner bei den serbischen Präsidentenwahlen Boris Tadic nur knapp. Gegründet wurde die Radikale Partei von Vojislav Seselj, seit 2003 in Den Haag in Haft. „Wir sind keine Faschisten“, meinte Seselj einmal, „wir sind nur Chauvinisten, die Kroaten hassen.“ Detail am Rande: Auch serbische Nationalisten grüßen gerne mit drei Fingern.

Zum Serbenfreund wurde Strache im Fitness-Center. Dort habe er viele Serben kennen gelernt, erzählt er. Im Wien-Wahlkampf 2005 sei er bereits von serbischen Vereinen unterstützt worden. Die Brojanica trug er schon damals.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2008)

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